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Unterm Strich

Wir bleiben bei der Frankfurter Buchmesse. Gestern wurde eine „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“ vorgestellt, prominent unterzeichnet u.a. von den Autoren Günter Grass, Siegfried Lenz und Martin Walser, dem Verleger Siegfried Unseld, dem Generalsekretär des westdeutschen PEN, Johano Strasser, und dem Präsident des österreichischen PEN, Alexander Giese. Die Erklärung appelliert an PolitikerInnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die umstrittene Rechtschreibreform „umgehend zu stoppen und bei der bisherigen Rechtschreibung zu bleiben“. Die von einer kleinen, weitgehend anonymen Expertengruppe vorgeschlagene Rechtschreibreform, deren Einführung Millionen von Arbeitsstunden vergeude, stifte jahrzehntelange Verwirrung, schade dem Ansehen der deutschen Sprache und Literatur im In- und Ausland und koste mehrere Milliarden Mark.

Weiter: Nachdem sich alle, oder doch sehr viele, über die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Frau Szymborska gefreut haben, melden sich nun die Nörgler. Die konservative dänische Zeitung Berlingske Tidende kritisierte die Preisvergabe als zu unverbindlich und zu unpolitisch. Das italienische Autorenteam Fruttero und Lucentini schrieb in der Turiner La Stampa: „Wie könnte man die Poeten nicht lieben, alle Poeten... Mit echter Rührung grüßen wir deshalb die Poetin Wislawa Szymborska. In unserem grenzenlosen Provinzialismus haben wir ihren Namen, wir gestehen es, zwar noch nie gehört. Aber genau das ist doch das Höchste.“ Das dachte auch der polnische Finanzminister, der für das Preisgeld Steuerfreiheit gewährte. Wislawa Szymborska hat angekündigt, einen Großteil der Summe für soziale Zwecke zu stiften.

Dazu paßt vielleicht die Meldung, daß der FilmFernsehenFonds erstmals einen Film von Herbert Achternbusch fördern wird. Bei dem Achternbusch- Projekt handelt es sich um eine Groteske mit dem Titel „Picasso“. Früher hatten bayerische Filmförderer in Achternbuschfilmen immer „Gespenster“ gesehen.

Beim 10. Prix Europa ist ebenfalls Geld unter Kulturschaffende gebracht worden. Der erstmals in der Medienregion Berlin-Brandenburg vergebene Fernsehpreis ging in der Kategorie Fiktion an den niederländischen Film „Eßstäbchen“, der eine Liebesgeschichte erzählt zwischen dem Niederländer Flip und der Vietnamesin Lin, die ihr privates Glück gegen Gewalt, Vorurteile und Rassismus durchsetzen müssen. Der Dokumentarpreis ging an einen Film aus Belgien, Frankreich und Deutschland mit dem vielversprechenden Titel: „Tod durch Design“. Die Sendung „Moskito – Shalom“ vom SFB wurde in der Wettbewerbskategorie Jugend ausgezeichnet. Der Beitrag berichtet über das Leben von jungen Juden in Berlin. Insgesamt waren 318 Programme aus 34 Ländern beteiligt.

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