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Superflüssig, Superbälle

■ Nobelpreise: Physik für Helium, Chemie für Buckminster-Fullerene

Berlin (taz) – In diesem Jahr wurde schon der vierte Nobelpreis für Heliumforschung vergeben. Er ging an die US-Amerikaner David Lee, Robert Richardson und Douglas Osheroff. Die drei hatten 1971 einen Effekt beobachtet, den man theoretisch vorhergesagt, aber nie gefunden hatte: die sogenannte Superfluidität bei Flüssigkeiten, die ausschließlich aus dem Helium-Isotop He-3 bestehen. Superfluidität bedeutet, daß innerhalb der Brühe keinerlei Reibung mehr herrscht. Solche Flüssigkeiten kriechen zum Beispiel den Rand eines Topfes hoch. Verstanden werden diese Effekte nur noch mit der Quantenmechanik.

Der Nobelpreis ist im Prinzip nur der Aufmerksamkeit des damaligen Studenten Osheroff zu verdanken: Bei einer Temperatur von damals exquisiten zwei tausendstel Grad über dem absoluten Nullpunkt (minus 273,15 Grad Celsius) entdeckte Osheroff kleine Dellen in der Meßkurve. Nach ersten Fehldeutungen und weiteren Messungen fand das Trio den Beweis, daß auch diese spezielle Art des Heliums superflüssig ist. Damit stießen sie fieberhafte Forschungen an, einige Fragen der Quantenmechanik und des Urknalls wurden geklärt.

Die 1,7 Millionen Mark für den Chemiepreis faßten dieses Jahr Richard Smalley und Robert Curl Jr. von der Rice University in Houston sowie Harold Kroto aus dem englischen Sussex ab. Sie simulierten 1985 in ihren Labors kosmischen Staub, indem sie im Vakuum mit Lasern auf Graphitstäbe schossen (eine Erfindung Smalleys). Dabei fanden sie Moleküle, die aus 60 Kohlenstoffatomen bestanden – die dritte Zustandsform des Kohlenstoffs neben Graphit und Diamant. Nach einem Vorbild, dem Designer und Architekten Buckminster Fuller, nannte Kroto die fußballförmigen Gebilde aus 20 Sechsecken und zwölf Fünfecken Fullerene. In die Bälle kann man theoretisch viele verschiedene Atome einschleusen und so neue Medikamente, elektrische Leiter und vieles mehr herstellen. Praktisch sind sie noch von geringer Bedeutung. rem

Genaueres im Internet unter http:// www.nobel.se

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