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Bockkran hielt Belastung aus

■ Französische Marine will das letzte Wahrzeichen der alten AG Weser abholen

Fünf grau gekleidete Herren der französischen Marine stiegen gestern früh am AG-Weser-Gelände aus dem Taxi, ihre Mission: Der alte Bockkran der 1983 geschlossenen Werft, für viele Gröpelinger das Wahrzeichen ihres Stadtteils, sollte einem „Belastungstest“ ausgesetzt werden. 550 Tonnen hingen den Tag über in mehreren Stellungen an dem 32 Jahre alten Krankoloß, und er schien zu halten, was die Baumeister damals versprochen haben. Wenn alles gut geht, soll der Kran in Brest wieder aufgebaut werden, um beim Bau von Fregatten und Flugzeugträgern zu dienen.

Über den Kaufpreis werde man wohl noch einige Monate verhandeln, meinte der Vertreter der Grundstücksverwaltung SWG, die im Bremer Auftrag den totalen Abriß auf dem alten Werftgelände organisiert. Mehr als ein symbolischer Preis werde da wohl nicht herauskommen, schätzen Insider. Die Demontage-Kosten sind erheblich, der alte Kran muß überholt werden. Der andere Bockkran der Werft, der vor Jahren nach Dalian verkauft wurde, war technisch erheblich moderner gewesen und hatte gerade zwei Millionen gebracht.

Vor einem Jahr hatte Ortsamtsleiter Peters noch die Hoffnung gehabt, der Krankoloß könnte als eine Art „Wahrzeichen“ für touristische Zwecke erhalten bleiben, wenn nämlich auf dem alten AG-Weser-Gelände der „Space-Park“ entstehen sollte. Etwa als Basis für eine Aussichtsplattform. Die Idee hatte einen Haken: Die Unterhaltungskosten für die Kransicherheit würden immens sein, bis zu einer Million jährlich. Bremens Wirtschaftsförderer hielten nichts davon, im Sanierungskonzept für das AG-Weser-Gelände war der Bockkran nur mit „Abrißkosten“ von 1,25 Millionen erwähnt. Ein Wunder, daß sich überhaupt ein Kaufinteressent gefunden hat.

Dabei hatte die bremische Wirtschaftsförderung früher große Hoffnung gerade in diesen Kran gesetzt. „Bremer Umschlagplatz europaweit Spitze“ titelte der Weser-Kurier am 15.12.1990 nach dem Prinzip Hoffnung. Damals war der Kran gerade mit 4,5 Millionen erneuert und mit einer 80 Meter langen Gleisbahn bis ins tiefe Flußwasser versehen worden. „Verbesserungen für die schwache Gröpelinger Wirtschaftsstruktur“ versprach man sich sieben Jahre nach dem Ende der Werft, „Großanlagenbau“ sollte betrieben werden. Die Krananlage gehörte je zur Häfte dem Land Bremen und der Unternehmensgruppe Grunau.

Aus dem Großanlagenbau wurde nichts, die Investitionen in das Gelände – insgesamt zig Millionen – waren vergeblich gewesen. Obwohl die Idee vom Großanlagenbau mit der Firma Grunau zusammengebrochen war und der Kran über Jahre praktisch nicht mehr rentabel verwendbar gewesen war, kaufte das Land Bremen der Grunau-Gruppe noch 1994 diejenige Hälfte des Kranes ab, die dem Land noch nicht gehörte. Offenkundig müssen noch 1994 irgendwelche Hoffnungen bestanden haben, den Kran weiter sinnvoll nutzen zu können. Nur kurze Zeit nach dem Ankauf wurde dann der Abriß beschlossen.

K.W. / Foto: Marianne Menke

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