: Die literarische Woche
Heute: In Frankreich sind Philosophen noch Respektspersonen von gesellschaftlichem Rang. Der Pariser Schriftsteller und Philosoph André Glucksmann nimmt seine Rolle entsprechend ernst: In seinem neuen Buch Stachel der Liebe fordert er eine Ethik der individuellen Verantwortung als „Impfstoff zur Bekämpfung aller Arten von Aids, physischem wie moralischem“. Was genau der Meister-Denker damit meint, versteht man vielleicht nach seinem Vortrag. Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, 19.30
Mittwoch: Bisher weiß niemand, wer sich hinter dem Namen Brian Abercombie verbirgt. Das Literaturzentrum lüftet den Schleier des Geheimnisses: Der Autor stellt persönlich den dritten Band Brown seiner Thriller-Trilogie vor. Der erste Thriller Hoffmann wurde bei seinem Erscheinen 1990 hoch gelobt. 1992 veröffentlichte Abercombie das zweite Buch um Vincent Brown, den Direktor einer Kultur-Stiftung: Barthelos. Kritiker rühmen besonders seine detaillierten Kenntnisse über weltliche und geistliche Geheimdienste.Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr
Donnerstag: Trilogien werden in dieser Woche gleich mehrere abgeschlossen. Auch Regula Venske stellt einen dritten Band vor: Rent a Russian. Nach dem Windelkrimi Schief gewickelt und der Schnullerkind-Story Kommt ein Mann die Treppe rauf klassifiziert die Hamburger Autorin ihr neuestes Werk als Milchzahnkrimi: Denn der gibt den entscheidenden Hinweis in der verwickelten Geschichte um einen echt „Russian Lover“, der im vornehmen Uhlenhorst auftaucht und das Leben durcheinander bringt. Bücherklause Uhlenhorst, Papenhuderstr. 36, 19.30 Uhr
Donnerstag: Ernst Jünger, der Apologet des Ersten Weltkriegs, brach Ende 1942 von Paris zu einer Reise in den Kaukasus auf. Angesichts der Massengräber setzt die Sprache aus, er erfindet sich „verbotene Zonen“, notiert „Ungeziefermentalität“ und spricht vom drohenden Umschlagen des menschlichen Verhaltens in die „Insektensphäre“. Hannes Heer (Historiker), Helmut Lethen (Literaturwissenschaftler) und Jan Philipp Reemtsma (Gesellschaftswissenschaftler) lesen und kommentieren Jüngers Frontbesichtigung aus unterschiedlichen Perspektiven. Literaturhaus, 20 Uhr
Montag: Zwei Brüder, doppelt vereint und gerade deshalb auch Rivalen: Beide hassen das DDR-System, und beide lieben dieselbe Frau. Nichts lassen sie unversucht, um sich gegenseitig auszustechen, obwohl die Angebetete längst verheiratet ist. In Reinhard Jirgls Roman Abschied von den Feinden, aus dem der Autor liest, geht es aber nicht nur um furiose Liebes- und Verratsgeschichten, sondern auch um die deutsche Geschichte seit Kriegsende. Café im Buch, Stresemannstr. 1-3, 20 Uhr is
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