: Abreißen, Container drauf, fertig
■ Neuer Drogenhilfe-Standort Automuseum: Schnelle Lösung für Hauptbahnhof-Szene
Endlich einen Druckraum in St. Georg, endlich ausreichend Platz für die derzeit aus allen Nähten platzende Drogenhilfeeinrichtung Drob Inn: Schon zum Jahresende könnte es soweit sein, wenn der neue Standort Automuseum nicht umgebaut, sondern das marode Gebäude abgerissen und das Gelände mit Containern bestückt wird. Das jedenfalls schlägt die Eigentümerin, die städtische Sprinkenhof AG, vor.
Die Kosten für eine anständige „Herrichtung des alten Gebäudes“ seien kaum zu rechtfertigen, so Holger Köster, Prokurist bei Sprinkenhof. Denn das Automuseum liegt an der geplanten Transrapid-Strecke und müßte in acht bis zehn Jahren ohnehin weichen. Jetzt noch erhebliche Summen zu investieren, lohne sich einfach nicht. Deshalb habe man Container vorgeschlagen. Mit der zukünftigen Mieterin Jugendhilfe, Trägerverein des Drob Inns, sei man „im Gespräch“.
Ob die MitarbeiterInnen von Drob Inn und Jugendhilfe sich mit dem Gedanken an Container anfreunden können, ist derzeit noch offen. Man sei „noch in Prüfung“, gab sich Drob-Inn-Sprecher Peter Möller betont zugeknöpft. Denn dem Abriß-Vorschlag ging ein zähes Ringen mit der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) voraus. Drob Inn fand die Summe von 2,1 Millionen für den Umbau zu wenig; die Stadt wollte angesichts der Haushaltslage nicht mehr Geld für ein Gebäude ausgeben, das nur für ein paar Jahre genutzt werden kann. Doch andererseits könnte ein nur notdürftig renoviertes Gebäude neue Kosten nach sich ziehen. Und so häßlich wäre die Container-Lösung gar nicht, versichert Sprinkenhof. Man habe das zwar „noch nicht im einzelnen besprochen“. Doch es gebe „jede mögliche Form von Verkleidung“, so Köster.
Die BAGS signalisierte gestern gegenüber der taz bereits ihre Zustimmung zu einer solchen Lösung: „Der Charme besteht darin, daß sich Abriß und Container deutlich schneller realisieren ließen als ein Umbau“, so ein Sprecher. Sofern keine arbeitsrechtlichen Bedenken bestünden, könne es sofort losgehen. Denn eine schnelle Lösung für die katastrophalen Zustände am Hauptbahnhof und der erneut entflammten Diskussionen von Vertreibung der „Randständigen“ von den „Visitenkarten“ der Stadt sei dringend erforderlich. Wie bald es zu einer Entspannung in St. Georg kommt, hängt jetzt von der Entscheidung des Drob-Inn-Trägers Jugendhilfe ab. Silke Mertins
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