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Suharto besucht Jesus in Ost-Timor

■ Indonesiens Präsident weiht zusammen mit dem Bischof und Friedensnobelpreisträger Belo neue Christusstatue ein

Bangkok (taz) – 27 Meter hoch überragt der Christus die Bucht von Dili in Ost-Timor. 27 Stufen führen zu der neuen Statue, zu deren Einweihung Indonesiens Präsident Suharto gestern in die Hauptstadt des Gebietes einflog.

Das sei kein Zufall, zürnte der osttimoresische Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta in seinem australischen Exil: Die Zahl 27 stehe für die 27 Provinzen Indonesiens — einschließlich des 1976 gewaltsam annektierten Ost- Timor. Wenn die Bevölkerung der Halbinsel eine Jesusstatue haben wolle, brauche sie dafür nicht die Hilfe von Indonesien. Ramos- Horta hat die internationale Auszeichnung am vergangenen Freitag gemeinsam mit Bischof Carlos Belo erhalten.

Der katholische Würdenträger — der die indonesische Regierung scharf wegen der Unterdrückung in Ost-Timor kritisiert — saß während der Einweihungszeremonie in der Nähe Suhartos, der den Friedensnobelpreis bei seiner Ansprache mit keinem Wort erwähnte. Bei seinem Blitzbesuch hat Suharto, der seit der indonesisischen Invasion vor 21 Jahren zum dritten Mal in die ehemalige portugiesische Kolonie kam, auch Brücken und Straßen eingeweiht. Als Krönung gab es einen Hubschrauberflug um die Christusstatue, an dem auch Bischof Belo teilnahm. Die Bevölkerung von Ost-Timor konnte die Ankunft der Präsidentendelegation und die Zeremonien nur von weitem beobachten: Militär und Polizei hatten Straßen und Veranstaltungsorte weiträumig abgesperrt, um Unabhängigkeitsdemonstrationen zu verhindern. Allerdings verbrannten einige Studenten Zeitungen, in denen die Ankunft Suhartos mit großen Präsidentenfotos gewürdigt wurde. Der Sprecher des lokalen Parlaments — in dem keine Opposition zugelassen ist — hatte Suharto zuvor den Ehrentitel: „Vater der Integration“ verliehen. Jutta Lietsch

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