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Leiharbeiter Hennemann

■ Vulkan-Chef sollte zugleich Belange des Landes Bremen wahrnehmen

Bremen (taz) – Der ehemalige Vulkan-Chef Friedrich Hennemann war offenbar ein Leiharbeiter der Stadt Bremen. Dieses Detail ist gestern in der ersten öffentlichen Sitzung des Untersuchungsausschusses zur Pleite des Schiffbaukonzerns bekanntgeworden.

Als Hennemann 1987 seinen Stuhl als Senatsdirektor räumte, um in die Vorstandsetage des Vulkans zu wechseln, schloß er mit der Freien Hansestadt Bremen einen Dienstvertrag, der ihn ermächtigte, als Vulkan-Vorstandsvorsitzender ausdrücklich „auch bremische Belange wahrzunehmen“. Außerdem wurde ihm eine großzügige Pension zugesprochen, und zwar nicht nur für seine Tätigkeit als Senatsdirektor, sondern auch für die Zeit als Vorstandsvorsitzender beim Bremer Vulkan.

Der erste Zeuge des Untersuchungsausschusses, Eckart Knoth, der ab 1984 Vulkan-Vorstandsmitglied war, kommentierte: „Jetzt wird mir einiges klar.“ Knoth, seit 1987 Stellvertreter Hennemanns, verließ nach Querelen mit dem Vulkan-Chef zweieinhalb Jahre später den Konzern. Hennemann hätte immer wieder politische Interessen über die wirtschaftlichen Belange gestellt. „Wider besseres Wissen“ seien auf den Werften Arbeitsplätze erhalten worden, „um Ruhe zu haben“. Die Produktivität des Vulkans sei im Vergleich mit anderen Werften fünf bis zehn Prozent schlechter gewesen. „Das war ein Sterben auf Raten.“

Nur mit jedem Unternehmen, das in den Verbund eingegliedert worden sei, sei wieder Geld in die Kasse geflossen. Deshalb sei es ein „sagenhaftes Glück“ gewesen, als die Ostwerften hinzukamen. Zudem habe Hennemann es immer wieder verstanden, Finanzmittel vom Land zu bekommen. Darauf hätte man sich zu sehr verlassen, die Produktivität sei schlechter geworden. Kerstin Schneider

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