piwik no script img

■ SoundcheckGehört: Nonchalance und dEUS/Girls Against Boys

Gehört: Nonchalance. Was für eine Art von HipHop spielen denn nun Nonchalance aus Los Angeles? „Das ist very good HipHop. Ich will auch in die Musik“, meint ein schwarzes Kid im Mojo Club. „Das sind Ansätze von Westkurven-HipHop, viel Armeschwenken wie auf dem Fußballfeld“, tönt eine weiße Hamburgerin, die findet, daß Nonchalance althergebrachte HipHop-Animation bringt. „Das ist Rhythm and Blues auf HipHop vertont, alte schwarze Schule“, greift sich eine Journalistin ob der Banausen an den Kopf. Sie war aber auch schon backstage. Der Sänger fischt im Publikum und hebt die kleine, schwarze Sängerin auf die Bühne.

Nonchalance machen ihrem Namen alle Ehre, sie spielen ein bißchen, hören wieder auf, doch hauptsächlich wird diskutiert. Laufen die Songs schon im Schema Rede/Gegenrede ab, so geht es nachher fröhlich weiter! Sängerin und Sänger streiten mit dem Scratcher, dem „backspinning mac“ herum, verschiedene Kids aus dem Publikum rappen auf der Bühne ins Mikro, volksnaher HipHop, jeder darf mal ran, der Kleinste ist circa acht Jahre alt, das Chaos regiert. „Hämburg, I heard the party was here“, ruft die Sängerin, bevor sie sich nach der Uhrzeit erkundigt. Die Party ist hier aber nicht. Oder eher noch Party als Konzert. kek

Gehört: dEUS/Girls Against Boys. Quo Vadis, sentimentaler Musikfreund, der du immer noch an das Gute im Independent glaubst? Am Mittwoch warst du hin- und hergerissen zwischen der wahren britischen Lehre, die Wedding Present im Logo kultivierten, dem nonchalanten Easy-Flair der Cardigans im Docks oder dem zwischentonreichen Mauschel-Rock von dEUS. Die, die letzteres wählten, waren zumeist älter, männlicher und hippiesker als der Rest, verpaßten den schrägen Punk der Evil Superstars und goutierten anschließend mit verhaltener Begeisterung den elegant-gelangweilten Post-Hardcore von Girls Against Boys. dEUS hatten als letzte das Problem, dem durch mehr Sound als Song strapazierten Publikum Hits zu liefern – nur haben sie keine, von „Little Arithmetics“ mal abgesehen. So gefielen sich die fünf Belgier in zappaesk-freigeistigem Zusammenspiel, nahmen jede Ecke mit und fürchteten auch keine zarten Kleinstgeräusche. Das ist natürlich ehrenwert und c.c. (culturally correct), aber eine tausendköpfige Halle rocken sie damit nicht. Uschi Steiner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen