: Deutsches Plutonium für amerikanische Bombe
■ Die Brennelemente des schnellen Brüters in Kalkar sollen in den USA angeblich für die Krebsforschung genutzt werden – in Wahrheit jedoch für die Wasserstoffbombe
Bonn (taz) – Nach dem Zusammenbruch der deutschen Plutoniumwirtschaft wird der Bombenstoff nun um jeden Preis verscheuert. Die ungenutzten Brennelemente aus dem schnellen Brüter in Kalkar sollen der US-Firma Advanced Nuclear and Medical Systems (ANMS) überlassen werden. Die von dem Energieriesen RWE beherrschte Schnelle Brüter Kernkraftwerksgesellschaft (SBK) will nach derzeitigem Verhandlungsstand noch 57 Millionen Mark drauflegen und auch den Transport bezahlen, melden Greenpeace und der Spiegel.
Nach jahrelangen Verhandlungen sei am 24. September ein Vertragsentwurf fertig geworden. Er soll in den nächsten Wochen unterzeichnet werden. Die etwa 2.000 Kilo Plutonium – ausreichend für einige hundert Atombomben vom Typ Nagasaki – sollen auf den riesigen Atomkomplex Hanford im US-Bundesstaat Washington am Columbia River gelangen. Befördert wird das Metall per Flugzeug oder militärisch abgesichert auf dem Seeweg. Laut Spiegel gibt die Schnelle-Brüter- Gesellschaft an, sie gehe davon aus, daß die US-Firma das Plutonium wie angegeben zur Produktion von Isotopen für die Krebsforschung verwendet. Die ANMS will jedoch nach internen Dokumenten den zur Zeit stillgelegten Reaktor der Fast Flux Test Facility in Hanford wieder in Betrieb nehmen und zunächst einmal Tritium erbrüten. Dieses „überschwere Wasser“ ist ein Wasserstoffisotop mit der Masse drei anstatt der üblichen Masse eins. Ohne Tritium würden moderne Wasserstoffbomben nicht explodieren. Zum Mißfallen der Militärs hat der radioaktive Stoff eine Halbwertszeit von nur 12,5 Jahren, zerfällt also langsam in den Atomsprengköpfen und muß daher alle paar Jahre ausgetauscht werden. Tritium kommt auf der Erde nicht natürlich vor, kann aber mit Hilfe der Plutonium-Brennelemente in einem Reaktor erzeugt werden.
Durch den Verkauf des Tritiums an die US-Regierung könnten die Betriebskosten des Fast-Flux-Reaktors in Höhe von 100 Millionen Dollar jährlich gedeckt werden. Die US-Militärs verfügen zur Zeit über keine laufende Anlage zur Tritium- Produktion. rem
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