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Katze und Klappse

■ Premiere: „In der Stunde des Luchses“

Die kleine Bühne im Foyer des Altonaer Theaters saugt in ihrer Enge das Publikum direkt hinein in eine Zelle in der Psychiatrie. Die Wände sind mit kalten Stahlspeichen vergittert, die einzige Rückzugsmöglichkeit bietet das Klo, das durch einen türkisen Plastikvorhang vom Raum getrennt ist. Dort sitzt der Junge, will sich umbringen, er hat es „Walle“ versprochen. Im Hintergrund schaut ein riesiges Katzenauge durch die Gitter. Keine Distanz.

„Es gibt nichts, wovor wir mehr Angst haben als vor grundloser Gewalt.“ Die Therapeutin, die seit vier Jahren versucht, das scheinbar unmotiviert Brutale des jungen Mannes zu analysieren, bittet eine Theologin um Hilfe. Die Therapeutin brüllt, die Pastorin grinst penetrant, fragt ganz behutsam, und dann erzählt der Junge (Tom Keidel). Im Mittelpunkt stehen seine Gespräche mit dem Kater „Walle“. Das Schema wirkt manchmal monoton, ermöglicht aber in seiner Eindringlichkeit einen Blick in das Seelengefängnis. Aus diesen Splittern entsteht in den Köpfen der Zuschauer eine Welt aus Traumbildern, die man nicht so schnell vergißt. Die verletzend rationalen Gedanken, hinter denen sich die Wissenschaftlerin verschanzt, kann nicht zusammenkommen mit dem fragilen Geistesnetzwerk ihres Patienten.

Nach dem Stück des schwedischen Psychologen und Theaterwissenschaftlers Per Olov Enquist inszenierte Andreas Kaufmann dieses leise Kammerspiel für das Theater in der Basilika. Die Auslagerung ins Foyer des Altonaer Theaters bekommt der 1 3/4 „Stunde des Luchses“ aber gut.

Ilka Fröse

bis 22. November

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