: Das wahre Opfer ist Foucault
■ betr.: „Ein trauriger Sieg“ (Justiz und Politik könnten dem Stim mungswandel in Sachen Sexualität energischer nachkommen, als uns lieb ist), taz vom 14.10. 96
Bei ihrem begeisterten Kampf für den Sex kämpft Mariam Niroumand hier gegen Windmühlen – und merkt nicht mal, daß nur sie den Wind produziert. Die Aufnahme der Vergewaltigung in der Ehe als Straftatbestand ins Gesetzbuch ist kein „trauriger Sieg“, sondern, die Unantastbarkeit der Würde des Menschen vorausgesetzt, schlichte Selbstverständlichkeit. Dieses Recht für Frauen uneingeschränkt, das heißt ohne Widerspruchsklausel zu fordern, bedeutet deshalb nicht, aus Frauen erbarmungswürdige Opfer zu machen, sondern vielmehr unabhängig vom zivilen Status der Person ihr Recht auf Unversehrtheit festzuschreiben.
Die schmierigen Versuche christlicher PolitikerInnen, eheliche Vergewaltigung im Schutz des Grundgesetzes zu belassen, sind bekannt; daß jetzt auch noch im Namen lustvoller Sexualität die Klarheit von Menschenrechtspositionen in Frage gestellt wird, ist neu. Weder Grundgesetz noch Strafgesetz sind dazu da, sexuellen Kitzel zu verbreiten. Wenn's ohne das nicht geht, kann es mit der Lust nicht weit her sein. Und was die Ehegatten einvernehmlich tun, da schert sich sowieso niemand dran. Das wahre Opfer ist hier Foucault ... so billig verbraten zu werden! Gabriele Kämper, Berlin
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