piwik no script img

■ SoundcheckGehört: Willy DeVille und Whirlpool Productions

Gehört: Willy DeVille Bei der „Love & Emotion“ - Tour waren die vielen Balladen und Lovesongs ja vorprogrammiert. Dies und das über den Blues gealterte Publikum rechtfertigen die Musikhalle als Austragungsort von Willy DeVilles verzweifeltem Kampf gegen die Zeit. Nur ihn hat wohl niemand aufgeklärt, was das bedeutet. „If you feel like dancing... it's no problem...“ Einige erheben sich tatsächlich von den Sitzen, schlackern mit aufgesetztem Soll-so-Gesicht mit den Armen. Der alte Mann auf der Bühne darf sich gar nicht bewegen, sonst fällt ihm die Tolle vom Kopf. Im roten Anzug mit rosengeschmücktem Mikroständer kommt sein Hispano-Gitarren-Schnulz erst richtig schlecht. Der Mensch sieht krank aus, selbst wenn das Licht mal nicht türkis ist. Frustrierendes Erlebnis für den „live intensivsten und beeindruckendsten Rockmusiker“(Veranstalter): den Kampf hat er verloren. if

Gehört: Whirlpool Productions (Foto) Daß eine Formation aus dem Umfeld des spröden Musikmagazins Spex die Kälte vertreibt, konnte man kaum erwarten. Doch „The Cold Song“, den der Whirlpool-Sänger Eric D. Clark extra für Hamburger Wetter zu intonieren vorgab, tut genau dies: ein entspannt schwingender House-Track, der sich über Clarks knapp neben dem Kammerton liegende Stimmlage als ein poppiges Aufbegehren gegen den Winter aufspielt. Immerhin flimmerten auf einer Leinwand blaugefilterte Szenen aus Außer Atem und Duel in the Sun, und Philip Boa schnatterte wichtig mit der Belegschaft seiner Plattenfirma. Wer sich aber einmal auf die Integrationsmaschine Pop eingelassen hat, macht sie zum Maßstab aller Dinge. Doch Whirlpool Productions halten auch „The Cold Song“ aus. Denn mit „From Disco To Disco“ behaupteten sie frech die Tendenz zum Zweitsong. Der House-Track bildet auf das Genaueste einen mit Koks angereicherten Club-abend ab. vom/Foto:jms

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen