: "Liebe taz..." Typisch PC - betr.: "Siegen lernen", taz-Bremen vom 21.10.1996
Betr.: „Siegen lernen“, taz-Kommentar 21.10.
Sisstewol, Kerstin Schneider!
Kaum singste mal so, wie Dir der Schnabel gewachsen ist, schon hauen ihn die WächterInnen der politischen Sittsamkeit platt. Am meisten lachen mußte ich über Hannelore Voss' Elaborat: In einem und demselben Atemzug fordert sie ganz wertkonservativ von der taz feministische Linientreue und möchte zugleich, in typisch pseudoliberalem Dahergeblubber, sie als „multiperspektivisches“ Medium erhalten sehen. Wat denn nu? Wahrscheinlich meint sie ja, daß ganz viele (lat. multi) eine und dieselbe Perspektive haben sollten. Oder geht's um Muttis Perspektiven?
Mit einem Wort, typisch PC: Kleingarten, aber mit Denver-Zaun! Über hochgebäumte Imponiervokabeln ragen Hanni Voss und ihre rotbemützten Compagnetten schon längst nicht mehr hinaus. Richtig schön ist der Schluß: „Andernfalls werde ich die Kündigung meines Abonnements in Erwägung ziehen.“ Wie eine erfahrene Polizistin, die weiß, daß sie nicht gleich blank ziehen sollte, sondern daß es vielleicht genügt, die Hand drohend auf den Gummiknüppel zu legen. Dem feineren Sprachgefühl allerdings zeigt die wagalaweiende Stelzformel, daß frau hier längst gewogen hat: Schließlich fände solch Genöle doch nirgends sonst als in der taz öffentlich eine Heimstatt. Da darf's denn schon mal ein bißchen mehr sein. Kündigung jedenfalls gibt's nicht, Frau Voss! Erst dann, wenn die Quotierung der taz-LeserInnenschaft erreicht ist! Grinsend von Ohr zu Ohr,
Klaus Jarchow
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