: SPD-Chefs: Radio Bremen muß leider weg
■ Scharping, Clement und NDR-Intendant Plog gegen Klostermeier: Zahlungen nur bis 2000
Für Bremer ist die Sache klar: Radio Bremen muß erhalten bleiben, keine Frage. Wie stünde es um das Selbstbewußtsein der Stadt ohne Buten&Binnen, was bliebe von der kulturellen Landschaft ohne das zweite Hörfunkprogramm, was würde aus der populären Kulturszene ohne Hansawelle und Radio Bremen 4?
Intendant Karl-Heinz Klostermeier mußte Anfang dieser Woche seine Argumente für seine Sonderrolle als kleinster Sender innerhalb der ARD in einem Interview mit den scharfen Nachfragen der Süddeutschen Zeitung messen – und da wurde deutlich, daß diese Argumente, die „binnen“ so selbstverständlich sind, „buten“ nicht recht überzeugen können. Nicht einmal der SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Scharping ist überzeugt, nicht der NRW-Wirtschaftsminister Clement, nicht der SPD-Kollege auf dem NDR-Intendantensitz, Jobst Plog. Die CSU-Forderung, den Finanzausgleich für den Saarländischen Rundfunk und die jährlichen 75 Mio. für Radio Bremen ab dem Jahr 2000 auslaufen zu lassen, hat offenbar in der Medienlandschaft keine Gegner außerhalb Bremens.
Die kleine Debatte brachte bisher eine klare Niederlage nach Punkten für Bremen. Bremen braucht diesen Sender, sagt Klostermeier. „Nach dieser Argumentation müßte der Bayerische Rundfunk aufgelöst werden...“, kontert der SZ-Journalist.
„Soviel Bremen, wie Radio Bremen macht, könnte der NDR seinem Publikum nicht zumuten“, sagt Klostermeier. „Mit anderen Worten: Die Bremer haben im Vergleich zu den Rostockern eine De-Luxe-Ausstattung im Rundfunk“, kontert der SZ-Mann. Und Plog setzt noch einen drauf: „Wir haben mal ausgerechnet: Würde man das Bremer Modell auf die ARD übertragen, hätten wir nicht 11, sondern 120 Anstalten.“
Auch die Rechnung, daß Radio Bremen alles billiger macht, als es große Anstalten können, hält in der überregionalen Diskussion so nicht stand: Radio Bremen produziert eine Fernsehminute für 44 Mark, der ARD-Durchschnitt liegt bei 93 Mark, sagt Klostermeier immer wieder und auch in dem SZ-Interview. Kontert NDR-Intendant Plog, regelrecht provoziert von Klostermeiers Bemerkungen über den im Vergleich viel teureren NDR: Davon sind die meisten Sendeminuten ein Regionalmagazin, das ist überall preiswerter als andere Produktionen.
Und dann malt der NDR-Mann die für Bremen angemessene Rundfunk-Versorgung aus: Für ganz Schleswig-Holstein hat der NDR in Kiel ein „Landesfunkhaus“ mit 273 MitarbeiterInnen, sagt Plog. Natürlich gibt es kein Fernseh-Regionalmagazin für Kiel, nicht vier Hörfunkprogramme für Kiel&umzu. Noch nie hat Plog so deutlich und öffentlich das Ende von Radio Bremen verkündet: Einen weiteren ARD-Finanzausgleich wird es nach dem Jahre 2.000 nicht mehr geben. Darin ist der SPD-Mann Plog sich einig mit Stoiber. Und einfach schlucken will der NRD den kleinen Sender auch nicht: „Ich habe keine Lust, die Treuhandanstalt für Radio Bremen zu machen.“
Offensichtlich ist man beim WDR, der der wesentliche Zahlmeister für Radio Bremen ist, ähnlicher Ansicht über die Zukunft der Ausgleichszahlungen. Klostermeier über das Gespräch mit Scharping und dem NRW-Medienpolitiker Clement: „Die haben sich bei mir entschuldigt, daß nach den Verhandlungen mit den CDU-Ländern der Saarländische Rundfunk und Radio Bremen leider weg müßten...“
Klostermeier kann dagegen nur einen Wunschtraum des Bremer Senders wiederholen: „Da haben es Deutschlandfunk und Arte besser. Deren Anteil an der Rundfunkgebühr wird gleich abgezogen und steht nicht jedes Mal zur Verhandlung...“ Plog hält dagegen: Wenn die Bremer mehr Rundfunk haben wollen als die Menschen in den anderen Bundesländern, dann müssten sie „im Moment mehr als 20 Mark“ jeden Monat mehr als die andere dafür zahlen. K.W.
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