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Flughafenausbau frißt fünf Gemeinden

■ Pläne für zwei Landepisten und neues Terminal in Schönefeld vorgestellt. Bündnisgrüne kritisieren „Größenwahn“

Die Berlin Brandenburg Flughafenholding (BBF) setzt beim geplanten Ausbau des Schönefelder Airports zum Steilflug an. Bis zum Jahr 2001/2002 will die zuständige Planungs- und Projektgesellschaft (PPS) das Flughafengelände mehr als verdoppeln. Die bestehende Start- und Landebahn soll geschlossen und zwei neue Pisten angelegt werden. Für ein neues Terminalgebäude entwarf die PPS mehrere Varianten: Dabei ist vorgesehen, die Abflughallen entweder westlich des Bahnhofs Schönefeld oder zwischen den beiden geplanten Start- und Landebahnen zu plazieren. Im Jahr 2007 soll der neue „Single-Airport Berlin Brandenburg“ in Betrieb gehen.

Für den privat finanzierten Flughafen samt Airport-City sucht die PPS nach einem Entwicklungsträger, der rund acht Milliarden Mark investieren müßte. Bis 1999 sollen die Planfeststellungsunterlagen auf dem Tisch liegen, weil dann das Verkehrswegebeschleunigungsgesetz ausläuft. Mit den betroffenen Gemeinden, deren Flächen gekauft oder enteignet und umgenutzt würden, hofft die BBF/ PPS „einvernehmliche Lösungen“ zu finden. Von dem Flächenfraß wären fünf Gemeinden betroffen.

Nach der Entscheidung des Bundesverkehrsministers sowie der beiden Landesvertretungen von Berlin und Brandenburg, Schönefeld zum Großflughafen auszubauen, „besteht nun das vorrangige Ziel, das Privatisierungsprojekt voranzutreiben“, sagte gestern Götz Herberg, Doppelgeschäftsführer der BBF/PPS. Die Investoren sollten so schnell wie möglich gesucht „und aktiv in die Planung miteinbezogen werden“.

Damit die potentiellen Geldgeber anbeißen, hat die PPS eine „Planungsidee“ entworfen. Zu dem bestehenden Flughafenareal von 650 Hektar kommt eine Erweiterungsfläche im Süden von 950 Hektar hinzu, auf der die zweite Landepiste und Flughafeneinrichtungen wie Terminals und die Luftfracht angesiedelt werden sollen. Die Erweiterung der Fläche, sagte Herbert Märtin, Chef der WIB-Ingenieurgesellschaft, die die PPS berät, sei notwendig, um den „Standort wirtschaftlich zu optimieren“. Voraussetzung für die Flugplatzerweiterung für Büros und Geschäfte sei ein „präziser Landesentwicklungsplan“, den die Länder Berlin und Brandenburg beschließen müßten.

Für die Airport-City-Investoren will die PPS jetzt auf Flächensuche gehen und mit den betroffenen Gemeinden „Optionsverträge abschließen“, so Herberg. Dabei wollen die Flugplatzbauer sich mit den Umlandgemeinden abstimmen. „Wir suchen nach einem Flughafen, bei dem die geringsten Konflikte entstehen“, sagte der zuständige Projektleiter, Ullrich Schindler. Enteignung und Zwangsumsiedlung würden nur als „Ultima ratio“ angewandt. Daß es zu Widerstand gegen den Flughafenausbau kommen wird, ist schon jetzt klar.

Fünf Gemeinden, darunter Schönefeld und Diepensee, protestieren gegen die Erweiterung. Diese könnte die Diepenseer und Selchower Bürger zur Umsiedlung zwingen. Der Ausbau überschreitet auch die Gemeindegrenzen von Glasow und Waltersdorf. Hinzu kämen neue Erschließungswege für Bahnen und Automobile. „Einen nachbarschaftsverträglichen Flughafen, wie ihn die BBF sich vorstellt“, sagte ein Anwohner zur taz, „gibt es nicht.“

Der bündnisgrüne Verkehrsexperte Michael Cramer kritisierte die Airportpläne. Vorstellungen, daß 20 Millionen Flüggäste pro Jahr dort abheben würden, seien „größenwahnsinnig“. Die bestehende Startbahn genüge den Anforderungen für 11 Millionen Flieger pro Jahr. Ebenfalls unsinnig sei der Bau eines neuen Terminals zwischen den Landepisten. Rolf Lautenschläger

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