■ Kommentar: Arbeitsteilung
„Geh' doch nach drüben“, beschied man früher kritische Lohnabhängige. Heute wird soziale Demontage mit einem kräftigen „Guck doch nach Asien!“ betrieben. Doch die Ansätze zur Bewältigung der Massenarbeitslosigkeit hierzulande liegen, wenn sie denn politisch wirklich gewollt wären, so nahe. Für die Bundesregierung aber zählen vier Millionen Arbeitslose nicht, denn: „Die wählen uns sowieso nicht.“
Selbst Hamburgs Bürgermeister Voscherau, der ach so vehemente Kritiker des Lohnabzugs wegen Krankheit, muß sich nun in seiner Hausbank beim Wort nehmen lassen. Höchst fraglich ist aber, ob Sozialdemokraten und Gewerkschafter, die in Betrieben die Unternehmerrolle übernahmen, sich als die intelligenteren, sozial kompetenteren, kurz: die „besseren“ Arbeitgeber erweisen.
Derweil reißt das soziale Netz weiter, erhalten Besserverdienende Steuergeschenke. Daß aber die Abschaffung der Vermögenssteuer weder neue Arbeitsplätze schafft noch die kleinen Betriebe stützt, weiß sogar Handwerksfunktionär Hogefoster.
Nicht für Arbeitslosigkeit ist zu zahlen, sondern dafür, daß Menschen für sich und andere Sinnvolles schaffen. Damit sie das können, braucht es gesetzliche Arbeitsförderinstrumente und keine Almosen wie wohlwollendes social sponsoring, denn die sind nichts anderes als Ablaßzahlungen aus Steuererleichterungen.
Geteilt werden muß in diesen Zeiten. Und das muß im gesellschaftlichen Konsens Aller geschehen. Denn sonst zieht die Karawane der Kapitalisten ungehindert weiter in die soziale Wüste. Julia Kossmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen