: Im internationalen Konsens versunken?
■ betr.: „Schleuser geschnappt“, taz vom 19.10. 96
[...] Vermutlich ist die wirklich schlimme Schuld der Organisation, daß Menschen schamlos finanziell ausgenommen wurden und daß bei vielen nicht erfüllte Hoffnungen auf ein Leben in Sicherheit geweckt worden sind. Mit keinem Wort erwähnt ist die Tatsache, daß mit den – zugegebenermaßen ungesetzlichen – Aktivitäten vermutlich etlichen Menschen die Flucht aus politischer Verfolgung mit Lebensgefahr oder Gefahr der Folterung eröffnet wurde. Dabei sind sicher auch Menschen, die anders keine Chance gehabt hätten. „Wer ein Menschenleben rettet, der rettet die ganze Welt!“ Siegfried Hillebrandt,
Paderborn
[...] Worüber freut Ihr Euch eigentlich, wenn der BGS Menschen verhaftet, die Flüchtlingen auf scheinbar menschliche Weise die Einreise in die BRD ermöglichen? Ob nun bezahlt oder politisch motiviert – netter ist's natürlich umsonst! – für mich ist das eher unterstützenswert, als zu verurteilen; und schon gar nicht gemeinsam mit den Festungswächtern Europas. Seid Ihr wirklich schon so tief im nationalen Konsens versunken, oder habt Ihr „nur“ mal wieder das Denken vergessen? 's kommt leider oft genug aufs selbe raus! Jens Drüke, Bielefeld
[...] Wir finden es schön, daß der Fluchthelfer Mulis P., der angeblich bisher 90.000 Kurden in die BRD und andere Länder ausgeschleust hat und diesen Flüchtlingen zum Schutz gegen Verfolger auch neue Pässe besorgte, durch die Darstellung seiner Tätigkeit öffentlich Ehre findet. Ihm sind die verfolgten Kurden ein besonderes Anliegen. Statt ihn nun politisch im Ausland zu verfolgen, gebührt ihm für seine Tat vielmehr eine internationale Ehrung!
Wir sollten seine Aktion für uns als eine Art Sühne betrachten, die den Deutschen nach dem Massenmord an den Juden zur Ehre gereichen würde. [...] Bernd Wagner, Eva Nimmert,
Yohanan Grossmann, Berlin
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