Von Herrlich lernen, heißt fuchteln lernen

Er ist doch wahrhaftig ein guter Christ, dieser Heiko Herrlich. Und wenn ihn Jiri Nemec auf die rechte Backe geschlagen hätte, dann hätte der Dortmunder Stürmer natürlich freudig die linke hingehalten. Hat der Schalker aber nicht, sondern knapp vorbei, und wer kann es Herrlich da verübeln, daß er niederplautzte wie ein Strunz und sich klagend am Boden wälzte, als sei er von der Linken und der Rechten Mike Tysons gleichzeitig getroffen worden. Faust, nicht Backe. Der Schiedsrichter hatte ein Einsehen und schickte Nemec vom Platz, bevor Übleres geschehen konnte. Womöglich hätte der Tscheche den Leidenden noch scharf angesehen oder gar mit dem Finger gestupst. Herrlich wäre glatt geplatzt.

Nemec habe „im Gesicht gefuchtelt“, erklärte der Dortmunder, zur Beichte vor die Fernsehkameras zitiert. „Vor“ dem Gesicht gefuchtelt, wäre korrekter gewesen, außerdem hatte Herrlich zuvor ziemlich heftig am Schalker gefuchtelt. Doch was soll's? Die Punkte gingen an Dortmund, der Rest ist im schnellebigen Bundesliga-Geschäft bald vergessen.

Anders bei Trainern und Managern. Da reichen ein paar läppische Bemerkungen für wochenlanges Schuld-und-Sühne-Geplänkel, wie im Fall des Dortmunder Coaches Hitzfeld und des Schalke-Managers Assauer, die sofort den Blick eines seiner Schaufel beraubten Dreijährigen annehmen, wenn sie den Kontrahenten erblicken. Dabei wäre die Sache so simpel: anstatt bis zum St. Nimmerleinstag auf Entschuldigungen zu warten, einfach ein bißchen fuchteln und Schwamm drüber. Matti