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Lauter Gefechtsdonner

■ Der Raketenwerfer, den die Polizei gefunden haben will, war bloße Hülle

Mit neuen Vorwürfen macht der Senat gegen die Hausbesetzer mobil. Nach Angaben von Françine Jobatey, Sprecherin von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU), wurde am Sonntag ein „Raketenwerfer“ in einem der geräumten Häuser in der Kreutzigerstraße gefunden – fünf Tage nach der Räumung. Der Senat werde mit allen Mitteln gegen die extremistisch motivierte Gewalt vorgehen, erklärte daraufhin der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU).

Erst auf Nachfrage gaben Innenverwaltung und Polizei gestern zu, daß es sich bei dem Fund mitnichten um eine hochgefährliche Waffe handelt. Das nach Polizeiangaben „uralte Gerät aus NVA- Beständen“ sei ohne Innenleben und nicht funktionsfähig, mußte Schönbohm-Sprecherin Jobatey einräumen. Aus der Kreutzigerstraße selbst verlautete, bei dem Fund könne es sich nur um „ausgebrannte Raketenhülsen und Transportkisten“ gehandelt haben, die „definitiv nicht scharf“ waren. Diese seien der Polizei durch länger zurückliegende Durchsuchungen der Häuser bereits bekannt gewesen.

Unklar ist auch die Qualität von „Molotowcocktails“, die die Polizei in den Häusern gefunden haben will. Nach Polizeiangaben gibt es noch keine Analyse der verdächtigen Flascheninhalte. Die Besetzer vermuteten, daß die Polizei ihre „Pinkelflaschen“ konfiszierte, die sie benutzten, weil die Toiletten defekt waren.

Unterdessen hat ein Anwohner der Kreutzigerstraße Anzeige gegen die Polizei wegen Körperverletzung gestellt. Auf dem Heimweg von einer Bezirksverordnetenversammlung sei er am Freitag abend festgenommen worden. Polizeihunde hätten ihm dabei Bißwunden zugefügt. Die Ex-Besetzer der Kreutzigerstraße 21 und die selbstverwaltete GenossInnenschaft (SOG) bemühen sich weiterhin um den Kauf des Hauses. Die Friedrichshainer Baustadträtin Martina Albinus wurde als Vermittlerin eingeschaltet. ga

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