piwik no script img

Musik oder Wurstwaren

■ Das Duo Kirstein/Petri präsentiert eine Revue mit ausgefallenen Ernährungstips bekannter KomponistInnen

„Was ziehen Sie vor, Musik oder Wurstwaren?“ Seit der kauzige französische Pianist Erik Satie diese ebenso schwerwiegende wie grüblerische Frage aufgeworfen hat, lassen sich kulturbeflissene Menschen unterschiedlichster Herkunft sowie jeglichen Geschlechts davon umtreiben. Doch alle bisherigen Antworten blieben bloße Annäherung. Angesichts dieser, in mancher Hinsicht fatalen Situation, insbesondere vor dem Hintergrund enger werdender finanzieller Spielräume für die moderne Kultur, ist es umso erfreulicher, daß sich nun die beiden Bremer Musiker Eckhard Petri (Saxophone) und Dietmar Kirstein (Piano) ebenfalls dieser herausfordernden Frage widmen. Die Ergebnisse ihrer intensiven Recherche, bei der abseitigere Statements zur Problematik keineswegs ignoriert wurden, stellen sie jetzt der Öffentlichkeit vor.

Wie schon ihre beeindruckende Hommage an den Ellington-Arrangeur und Komponisten Billy Strayhorn, zeichnet sich auch das neue Programm des Duos durch geschmackvolle Arrangements und eine abwechslungsreiche Dramaturgie aus. Mit ebensoviel Einfallsreichtum wie Launigkeit servieren die beiden Musiker musikalische und textliche Leckerbissen u.a. von Erik Satie, Frank Zappa, Carla Bley, Kurt Weill. Dabei haben sie es sich nicht leicht gemacht. Stücke und Texte wurden neu arrangiert, unterschiedliche Textquellen in einer Collage verbunden. Die Resultate können sich hören lassen und haben höchst informativen Charakter. So erörtert das Duo u.a. die komplizierte Frage, ob eine Pflaume ein Gemüse sei, erläutert eindringlich die Vorteile einer schlicht weißen Ernährung und schreckt auch vor der Perversion des „Mineralismus“ nicht zurück. Zu ihren skurrilen Ernährungstips reicht das Duo einen abwechslungsreichen Cocktail aus Jazz, Ragtime, Samba, Walzer und 20er-Jahre-Melodien, äußerst geschmackvoll und stilsicher gemixt. Angerichtet ist das Ganze nicht nur als Ohrenschmaus, denn bekanntlich essen die Augen ja mit, was gute Köche wie Kirstein/Petri natürlich wissen. Ob das Programm vom Bundesgesundheitsminister gefördert wird, stand bis Redaktionsschluß noch nicht fest. Arnaud

Am 8./9./15./16. November um 22.45 Uhr im Jungen Theater, Friesenstr 16/19.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen