■ Das Portrait
: Eintracht kann nur Cohn-Bendit retten

Was wird aus Eintracht Frankfurt? Der Traditionsverein vom Main steht vor dem finanziellen und sportlichen Ruin. Nachdem die Steuerfahndung die Geschäftsräume durchsucht und Akten beschlagnahmt hatte, verkündete Präsident Hans- Joachim Otto am Dienstag seinen Rücktritt. Der neue Schatzmeister Bernd Thate ging gleich mit. Es geht zunächst einmal um eine Zahlung an Exstürmer Yeboah, die der Verein als sogenannte „Werberechte“ für 2,3 Millionen Mark erworben, aber nicht versteuert hat.

Eigentlich hatte Otto, ein früherer Topmanager der Hoechst AG, kurzfristig mit seinem guten Namen angesichts eines ab Juli ungedeckten 5,1-Millionen-Kredits einen neuen Kreditrahmen aushandeln wollen, der eine Lizenzierung durch den DFB ermöglichen sollte. Langfristig hatte er die angeblich 7 Millionen Mark Schulden abtragen helfen sollen – nun gab er alle Hoffnung nach 35 Tagen auf.

Monetär ausgeplündert wurde der einstige Bundesliga-Titelaspirant unter der Präsidentschaft von Matthias Ohms und dem Management von Bernd Hölzenbein. Gelitten und in den (sportlichen) Niedergang getrieben wurde er von Trainer Jupp Heynckes. Der hatte versucht, aus den multikulturellen Ballzauberern die GSG9 der Bundesliga zu formen, und dafür die richtigen Fußballer Yeboah und Gaudino geopfert. Danach ging der Trainer selbst. Hölzenbein machte den treuen Karl- Heinz „Charly“ Körbel zum Trainer – und kurz darauf Dragoslav Stepanovic, der die Eintracht in die 2. Liga führte.

Da steht man nun auf Platz 13: Kopflos ist man, ratlos und vielleicht auch bald die Lizenz los. Der Verwaltungsrat beriet zwar gestern abend über Wege aus der Krise: Ein williger Multi-Millionär hatte sich bis dahin nicht gemeldet.

Da ist guter Rat teuer. Dany Cohn-Bendit hätte einen: Er möchte den Ex-Häuserkämpfer Jonny Klinke zum Präsidenten machen und dann 1000-Mark-Anteilscheine am Verein an die Fangemeinde verkaufen (Genossenschaftsmodell). Den Rest müßten Opel, Hoechst und die Banken drauflegen. Dann, träumt Cohn-Bendit, gehöre die Eintracht endlich „uns“ allen. Und es könnte im Waldstadion wieder „multikultureller Fußball 2000“ gespielt werden. Cohn-Bendit: „Aufstieg garantiert.“ Bleibt die Frage: Aufstieg von wo? Klaus-Peter Klingelschmitt