Üble Nachreden, fein gereimt

Bremen/Nordenham (AP/ taz) – Über Tote kann man sehr wohl schlecht reden. Beweis ist Enno Hansings Sammlung von Grabinschriften, die jetzt unter dem Titel „Hier liegen meine Gebeine, ich wollt', es wären Deine“ als Buch erschienen ist.

Einige Kostproben: „Ihr böser Mund schuf viel Beschwerde. Nun ist er ihr gestopft – mit Erde“ – der böse Spruch zur Klatschbase. Einblick in ein offenbar anstrengendes Eheleben gewährt: „Hier ruht die Asche von James Robinson und seiner Frau. Ihr dreißigjähriger Krieg ist beendet“. Ein anderer Ehemann dichtete erleichtert: „Mein Weib deckt dieser Grabstein zu, für ihre und für meine Ruh“. Makabres aus Wien: „Hier unter diesem Leichenstein ruht eine Jungfrau, Rosa Klein. Sie suchte lang vergebens einen Mann, zuletzt nahm sie der Totengräber an“. Sehr ambitioniert auch die Verse über einen offenbar am höchsten Gipfel der Zillertaler Alpen gescheiterten Menschen: „Erst hab' ich gesungen weit und breit: Zillertal, du bist mei Freud. Dann tat ich einen Stolperer und fiel herab vom Olperer. Nun sing' ich in der Englein Chor, Bahnbeamter Josef Mohr“. Hübsch auch die knapp gefaßte Beschreibung eines Unglücksfalls: „Hier fiel der Jacob Finkenscheid vom Hausdach in die Ewigkeit“.Foto: Michael Rediske