: Reebok statt Buddha
■ Am Wochenende: 3. Internationaler Kongreß „Visionen menschlicher Zukunft“ nebst Biomesse
“Der einzige Weg zur Rettung des Planeten ist eine Annäherung an die vegetarische Lebensweise“, soll Albert Einstein gesagt haben. Barbara Rütting, Schauspielerin, (Koch-)Buchautorin und Teilnehmerin des 3. Internationalen Kongresses „Visionen menschlicher Zukunft“, der heute und morgen in der Stadthalle stattfindet, hat Einsteins Diktum beim Wort genommen: Die Menschen in den Industrieländern – natürlich nicht die der Dritten Welt –,so Rütting, sollten an einem Tag in der Woche ohne den Verzehr tierischer Produkte auskommen.
Rütting ist eine der zahlreichen ReferentInnen, die auf dem Kongreß interdisziplinäre Dialoge aufnehmen wollen – in insgesamt „112 Einzelveranstaltungen, Vorträgen, Workshops, und Diskussionsrunden“. Unter anderem in diesem Jahr mit dabei: die Theologen Eugen Drewermann und Dorothee Sölle, der Fernsehjournalist Franz Alt, die Sozialwissenschaftlerin Annelie Keil von der Uni Bremen sowie zahlreiche ReferentInnen aus der weitgefächerten internationalen Esoterik-Szene.
Worüber sich die 1.500 angemeldeten Kongreß- und WorkshopteilnehmerInnen am Wochenende verständigen werden, wurde auf der gestrigen Pressekonferenz in Ansätzen deutlich: „Zukunftsmüdigkeit“, „Orientierungslosigkeit“, „Vereinzelung“, „ganzheitliche Heilkunde“, „One-World-Gedanke“ und immer wieder die „Ermutigung zum Dialog und der Entfaltung der eigenen Kreativität“. Wie diesen Abstrakta nun beizukommen sei, darüber hatte gestern jeder Referent sein eigenes Konzept. Die Trance-Forscherin Felicitas Goodman schwört auf „51 Körperpositionen“, die schon vor 31.000 Jahren bekannt und geeignet gewesen seien, Menschen zu ihrem Gewinn in eine andere Welt zu transportieren – und zurück. Der Cheyenne-Indianer Heyemeyohsts Storm dagegen, Experte im Umgang mit spirituellen „Medizinrädern“, wettert erstmal gegen die „jungen Deutschen“, die nicht mehr wüßten, was das Wort Bach und Himmel und Buddha eigenlich bedeuteten; nur noch Firmennamen wie „Reebok“ wären ihnen geläufig. „Unsere Erde ist heilig!“ wetterte er. Mit der These, die Persönlichkeit des Therapeuten sei viel wichtiger als die Heilungsmethode, überraschte der amerikanische Psychotherapeut Ron Kurtz: „Mitgefühl kann heilen.“
Der Schweizer Zukunftsforscher Rüdiger Lutz stellte fest: „Den Kapitalismus gibt es nicht mehr.“ Wir müßten etwas völlig Neues entwickeln, in globaler Dimension natürlich.
Daß der Kongreß ein Ziel hat, wünscht sich Amelie Keil gar nicht, im Gegenteil: Wünschenswert wäre, wenn er neue Wege eröffnete und „den Dialog zwischen unerschiedlichen Traditionen“.
„Bio Visionen – Natürlich leben '96“ heißt die flankierende Verbrauchermesse zum Kongreß, auf der 150 Aussteller den Besucher durch „Erlebnispfade“ führen. Themen der Messe: Gesundheit, Heilung & Ernährung, Ökologisch Bauen & Wohnen, ganzheitlich leben sowie Lernen und Arbeiten und sanftes Reisen. Eröffnet wird der Kongreß heute um 11 Uhr im Congress Centrum von Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert. Mu
Kongreß-Info:
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