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Sicherheitskontrolleure im Zwielicht

■ Ein Teilhaber der Sicherheitsfirma, die am Flughafen Tegel ab Januar arbeitet, (...). Gewerkschaften und CDU kritisieren Sozialdumping in der neuen Gesellschaft

Ab 1. Januar 1997 werden die Passagiere am Flughafen Tegel von MitarbeiterInnen einer neuen Sicherheitstruppe gefilzt. Doch diese Sicherheitstruppe ist nun selbst ins Zwielicht geraten. Einem Teilhaber der neuen „Securitas Aviation Services GmbH“ wird nicht nur Lohndumping vorgeworfen, weil er die Löhne der jetzt beschäftigten Sicherheitsangestellten um 25 Prozent unterbieten will. Der Geschäftsführer des Münchener „Zivilen Sicherheitsdienstes“ (ZSD),Carl Wiedmeier (...).

Wiedmeier ist als Inhaber des ZSD Herr der berüchtigten Münchner Sicherheitstruppe „Schwarze Sheriffs“. Am Münchner Flughafen ist die ZSD mit 49 Prozent an der „Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München“ (SGM) beteiligt. Wiedmeier, der als enger Freund des CSU-Politikers Peter Gauweiler gilt, ist einer von zwei Geschäftsführern der SGM. Die SGM wiederum will sich nach Angaben von Reinhard Ottens, Geschäftsführer des Düsseldorfer Sicherheitsunternehmens „Securitas“, mit 49 Prozent an der Berliner „Securitas Aviation Services GmbH“ beteiligen, die vom Bonner Innenministerium den Zuschlag für die Kontrollen in Tegel bekommen hat.

Wiedmeier, dessen Firma in einem der sensibelsten Bereiche des Flughafens Tegel arbeiten wird, ist für die Zollfahndung und die Oberfinanzdirektion München und das Bundesausfuhramt in Eschborn kein unbeschriebenes Blatt. Zwischen Oktober 1990 und Juli 1991 wurden nach Angaben der Behörden über Wiedmeiers Firma ZSD mehrere Dutzend Revolver und Pistolen sowie 3.600 Schuß Munition im Wert von insgesamt 52.000 Mark illegal und ohne Genehmigung des Eschborner Amtes in die CSFR exportiert. Das Strafverfahren gegen den CSU-Freund Wiedmeier wurde auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes 1993 zu einem Bußgeldverfahren heruntergestuft, weil Wiedmeiers Deal „den auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik nicht geschadet habe“. Wiedmeier (...).

Eine Stellungnahme des Bundesinnenministeriums zu der Auftragsvergabe an die „Securitas Aviation Services GmbH“ war trotz wiederholter Anfragen nicht zu erhalten. Die ÖTV Berlin verurteilte die Praxis der Firma, weit geringere Löhne als die bisherige Sicherheitsfirma in Tegel, der „Deutsche Schutz- und Wachdienst“, anzubieten. Der ausgebootete Konkurrent DSW zweifelt an der Qualifikation der neuen Sicherheitsarbeiter, die noch acht Wochen vor dem Start in Tegel per Zeitungsannonce „zuverlässige Damen und Herren“ suchen.

Auch der parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Volker Liepelt, sieht die „Sicherheit der Hauptstadt gefährdet“. Die Firma existiere noch gar nicht und habe keinen Nachweis ihrer Leistungsfähigkeit erbracht; sie halte sich nicht an Tariflöhne. Liepelt appellierte an das Bundesinnenministerium, den Auftrag neu auszuschreiben. Dietmar Neuerer

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