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■ Filmstarts à la carteLola Montez erinnert sich

Mitunter wundert man sich schon, was an einstmals bahnbrechenden Werken der Filmgeschichte so revolutionär wirkte, daß es beim zeitgenössischen Publikum Verwirrung und Protest auslösen konnte. Auch Max Ophüls' 1955 entstandener Film Lola Montez litt seinerzeit unter dem Unverständnis der Zuschauer.

Bemängelt wurde vor allem die Erzählstruktur: Während die berühmte Kurtisane Szenen ihres wild-bewegten Lebens in einem amerikanischen Zirkus nachstellt, erinnert sie sich – in nicht immer chronologischen Rückblenden – an ihre einstigen Amouren, etwa mit Franz Liszt oder König Ludwig von Bayern.

Dabei kommentieren sich die verschlungenen Ebenen der Handlung gegenseitig: Meist straft Lolas Erinnerung an die durchweg unglücklichen Liebschaften die glorifizierenden Kommentare des Zirkus-Conferenciers Lügen. Für die Rolle der Lola hatten die Produzenten mit Martine Carol das französische Sexsymbol jener Jahre engagiert und erwarteten von Ophüls offenbar ein frivoles Filmchen der „O, là, là!“-Kategorie – ein fatales Mißverständnis, wie sich alsbald herausstellen sollte. Ophüls bedankte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen, indem er das Riesenbudget nach eigenem Gutdünken verwendete, mit Farbe, Scopeformat und Dekors experimentierte und seinen Geldgebern letztlich einen Film präsentierte, der nur ein Zehntel seiner Entstehungskosten wieder einspielen sollte. Die Produzenten machten bankrott, Ophüls hingegen wurde wenigstens vom Zuspruch, den sein Film seitens der Intellektuellen erhielt, wieder aufgemuntert. Und auch der von ihm ungeliebten Martine Carol konnte er schließlich eine positive Seite abgewinnen: Mit ihrem Nicht- Schauspiel verkörperte sie perfekt die Leere der frühzeitig ausgebrannten Lola.

Mit Problemen aller Art hatte auch Billy Wilder bei seiner Produktion Eins, Zwei, Drei zu kämpfen.

Erst kam ihm 1961 bei den Dreharbeiten in Berlin der plötzliche Ost-Berliner Drang zum Monumentalbau dazwischen, und als der Film nach allerlei Mühen endlich fertiggestellt war, wollte ihn niemand sehen.

Angesichts der Entwicklung an der innerdeutschen Grenze mochte das Publikum die Farce um eine Liebesgeschichte zwischen den Kindern von Marx und Coca-Cola einfach nicht komisch finden. Mittlerweile sind 35 Jahre ins Land gezogen, die Mauer steht einige Zeit auch nicht mehr – ein Anlaß für eine Neubewertung, könnte man denken. Doch beim Ansehen des Films stellt man überrascht fest: Das Publikum hatte recht. Abgestandene Antikommunistenwitze, deren Vorläufer auch in Wilders Drehbuch zu Lubitschs „Ninotschka“ schon 1939 nicht richtig gezündet hatten, sowie Horst Buchholz' unerträgliches Chargieren machen Teile des Films ungenießbar. In seinen besten Szenen (etwa wenn es um den Untertanengeist der Deutschen geht) ist „Eins, Zwei, Drei“ allerdings wunderbar boshaft. Und auf die Idee, die sonst so brave Liselotte Pulver auf dem Tisch strippen zu lassen, muß man erst mal kommen.

Zum Abschluß noch ein kurzer Hinweis auf den Film eines Regisseurs, der einem beim Stichwort Humor nicht unbedingt als erste Wahl einfällt: Drowning by Numbers von Peter Greenaway erzählt mit rabenschwarzem Witz in gewohnt opulenten Bildern die Geschichte dreier Frauen, die unter gütiger Mithilfe des örtlichen Leichenbeschauers ihre Ehemänner beseitigen. Die Todesart verrät der Filmtitel.

Lars Penning

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