: Wohin nur mit der Halle?
■ Streit um die Mehrzweck-Halle: Harburg oder Volkspark? / Morgen fällt Vorentscheidung über den Standort / Investoren für Harburg Von Marco Carini
Bahnhofslinse oder Volkspark, mini oder maxi? Am Donnerstag soll in der Senatskommission für Stadtentwicklung die Vorentscheidung über den Standort für die seit Jahren geplante Mehrzweckhalle fallen. Knatsch ist programmiert: In dem Gremium, in dem außer Rosi Raab und Leo Hajen sämtliche Senatsmitglieder Sitz und Stimme haben, gehen die Meinungen über den besten Platz und die Größe des Projekts auseinander.
Maxi-Arena am Volkspark: Mit diesem Plan geht Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow in die Kommission. In einer vertraulichen Vorlage zählt er die Vorteile für den Bahrenfelder Standort auf: Der Volkspark sei eine eingeführte Sportstätte ohne „Konflikte mit benachbarten oder vorhandenen Nutzungen“. Zahlreiche ungenutzte Flächen rund um das HSV-Stadion, allesamt im Besitz der Stadt, böten die räumlichen Voraussetzungen für eine Ausweitung des Hallen-Projekts zu einem „Veranstaltungs-, Freizeit- und Erholungspark“.
Offen bleibt bei Mirows Planungen, ob das Volksparkstadion durch eine Mega-Halle mit Schiebedach ersetzt werden soll oder bestehen bleibt. Mirows Plus: Als für die Planungen verantwortlicher Senator hat seine Stimme Gewicht, den Bürgermeister weiß der Voscherau-Intimus hinter sich. Größter Minuspunkt der Konzeption: Die schlechte Anbindung des Areals an den öffentlichen Nahverkehr. Um diese zu verbessern, würde Mirow gern eine der geplanten Stadtbahn-Linien zur Arena führen.
Mini-Arena an der Harburger Bahnhofslinse: Das würde Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus gerne sehen. 15.000 Plätze soll die Arena haben, bei ökonomischem Erfolg wäre eine wesentlich größere Halle in direkter Nachbarschaft langfristig denkbar. Rittershaus Argumente: Durch die hervorragende Anbindung an den Harburger Bahnhof müßte die Stadt keine Millionen in den Ausbau des Nahverkehrs stecken, zudem drängen die Harburger Politiker, die Investoren und sogar die GAL auf den Standort Bahnhofslinse.
Nachteile des Rittershaus-Plans: Die Erweiterungsflächen sind entweder ökologisch wertvolle Marschgebiete oder gehören der Bundesbahn. Die gilt als zäher Verhandlungspartner. Auch könnte die Lebensqualität in den angrenzenden Wohngebieten unter dem Besucherzustrom leiden. Zudem befindet sich im Baugrund das Laugenauffangbecken eines ehemaligen Industriebetriebs; eine Chemie-Altlast mit unbekanntem Gefahrenpotential.
Eine Maxi-Arena an der Bahnhofslinse favorisieren die potentiellen Investoren. Der Rahlstedter Bauunternehmer Klaus-Peter Jebens, der die Halle am liebstem am Höltigbaum gebaut hätte, hält die Volkspark-Variante für den „Versuch, die Halle totzumachen“. Da sich hier eine Arena „niemals ökonomisch betreiben“ ließe, würde sich „für diesen Standort kein Investor finden“. Auch für die Planungsgesellschaft „Richter & Partner“, ebenfalls Mitbewerberin für den Hallenbau, hat laut Projektleiter Gunter Retelsdorf „Harburg den Vorrang“.
Allerdings erteilt Retelsdorf dem Ritterhaus-Konzept einer Mini-Halle eine scharfe Absage: „Diese Entscheidung ist nicht nachvollziehbar, rechnet sich nicht und geht am Bedarf vorbei“. Nur eine Kombination aus Großarena für Fußball-Bundesligaspiele und Großkonzerte mit angrenzender Mehrzweckhalle ließe sich „wirschaftlich betreiben“.
Gegen eine isolierte Mini-Mehrzweckhalle votiert auch HSV-Präsident Ronny Wulf, der das internationalen Anforderungen nicht genügende Volksparkstadion unbedingt durch eine Mammut-Arena ersetzt haben will, auch in Harburg. Wulf: „Wir spielen da, wo die Arena hinkommt“.
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