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"Liebe taz..." CDU ist rührend - betr.: "Nicht vor der Geschichte weglaufen", tatz vom 11.11.1996

Btr. „Nicht vor der Geschichte weglaufen“, taz 11.11.1996

Rührend, einfach (und) rührend, wie sich der CDU-Bürger um den Bremer Bürger als potentiellen Besucher einer geplanten und von der CDU abgelehnten Wehrmachts ausstellung in der Unteren Rathaushalle sorgt! „Der Einzelne wird mit der Ausstellung ja doch allein gelassen“ zitiert die taz Klaus Bürger, CDU, dem anscheinend jedes Vertrauen in die Mündigkeit des Bürgers fehlt. Ganz anders dagegen ist die Einschätzung der Mündigkeit durch CDU, wenn es nicht um eine kritische Wehrmachtsausstellung, sondern die Belange der von ihr gehätschelten Wirtschaft geht, um Deregulierung im allgemeinen und verlängerte Öffnungszeiten im besondern. In derselben Ausgabe der taz nämlich wird der CDU-Bundestagsabgeordnete, Angehöriger des Wirtschaftsausschusses des Bundestages und Vertreter einer Initiative für einen verkaufsoffenen Sonntag, Jochen Feilcke, mit der Meinung wiedergegeben, „Kunden und Händler seien mündige Bürger, die keine strengen Vorschriften brauchten“.

Scheinheilig wirkt in dem Artikel über die geplante Wehrmachts ausstellung aber nicht nur die anscheinende Besorgnis der CDU wegen fehlender Mündigkeit, sondern auch die wegen einer Spaltung der Bürger, die Frau Motschmann, Bremer CDU-Vorstand, von der Ausstellung erwartet. Wenn Frau Motschmann mit dieser Besorgnis ihre Partei vertritt, dann ist festzuhalten, daß es eine Spaltung der Gesellschaft gibt, für die am Bewußtseinshorizont der CDU eine Verantwortung bisher nicht erkennbar war. Im Gegenteil, seit ihrer Kanzler-(Ver-)Kohl(ungs)-Ära hatte diese Partei das stete Ziel,daß sich für immer reicher und immer weniger werdende Besserverdienende „Leistung wieder lohnt“.

Günter Bierhoff

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