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"Liebe taz..." Kritische Stimmen unterdrückt - betr.: "Krach um Torfsturm", taz vom 6.11.1996

Betr.: „Krach um Torfsturm“ vom 6.11.1996

Ich war ein Stück weit verwundert über die Berichterstattung zu den Vorfällen rund um die Aufführung des Filmes „Torfsturm“ im Kino 46 in Walle:

1. Es war, abgesehen von der peinlichen, gekürtzelten „Diskussion“ am Freitag, in der die geladenen Gäste die rechten Jugendlichen zu ihrem Mut gratulierten und sich mit den Worten „Ihr seid wie wir“ mit ihnen solidarisch erklärten, keinerlei Diskussion vorgesehen. Ein Blick in die Bremer Veranstaltungskalender bestätigt dies. Im Gegenteil; der Verantwortliche des Kino 46 schmetterte die Forderung, nach der Vorführung Stellung zu beziehen, mit den Worten „Wir haben keine Zeit, wir müssen arbeiten“, ab.

2. Entgegen der Behauptung, Antifas wollten den Film „stören“, war es erklärtes Ziel, mittels der verteilten Flugblätter kritische Vorabinformationen zu liefern sowie eben diese Diskussion einzufordern. Die „anderen“ BesucherInnen der Vorführung diskutierten diszipliniert mit. Übrigens: Bei der Diskussion am Dienstag hat der „Diskussionsleiter“ vom Kino 46 mehrfach versucht, kritische Stimmen zu unterdrücken.

3. Der von Henrik Ostendorf willkürlich verdächtige Antifa wurde von der Polizei bereitwillig und auf äußerst brutale Art und Weise festgenommen, obwohl er an der vorangegangenen Auseinandersetzung nicht beteiligt war. Selbstverständlich reichte die Aussage des Neonazis der Polizei.

4. Nach der Vorführung kam es unter den Augen der Gäste des Kinos 46 zu einem Überfall eines Rollkomandos von Nazischlägern auf Antifas, die sich auf dem Heimweg befanden. Verständlicherweise war es den Flüchtenden nicht mehr möglich, die Angreifer konkret nach ihrer politischen Gesinnung zu fragen.

5. Was Dagmar Gellert mit ihrem Film erreichen wollte, ist nach vielen Worten in der Diskussion fast verständlich geworden. Nur: guter Wille allein macht noch keine überzeugende Darstellung der Verhältnisse aus.

Ellie Steil-Rodriguez

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