: Jämmerliches Trauerspiel
■ betr.: „Rühe und Kanther über Frauen mit Waffen“, taz vom 12.11. 96
Schau an, da streiten sie sich. Ob denn nun Frauen mit der Waffe in der Hand rumstehen und sich langweilen dürfen oder nicht. Zwei Männer streiten sich [Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde der Dritte? d.sin]. Natürlich. Der eine hält sich für kompetent, weil er schon mal vom Grundgesetz gehört hat, und würde bei Bedarf auch jedes andere Argument anführen, wenn es nur seiner ewiggestrigen Schnarrigkeit gelegen käme; dabei ist ebendiese provisorische Verfassung eher ein Hindernis für ihn. Der andere wäre am liebsten genauso schnarrig, nur wird aus einem Wadenbeißer nun mal kein Vorstehhund.
Wie wäre es, meine Herren, wenn Sie sich wieder hinsetzen und denen das Wort überlassen würden, die es angeht? Das geht nicht an? Ach nein, das sehe ich ein. Wäre ja noch schöner, wenn es noch die ein oder andere Entscheidung gäbe, die Menschen selbst treffen dürfen. Da stehe die CDU vor! Kommt nicht in die Tüte!
So richtig wohl ist dem Volker dabei sicher auch nicht, denn wenn ihn schon der Soldatenmangel dazu treibt, diese Männerdomäne gegenüber weiblichen UnruheherdInnen zu öffnen, dann muß er wohl oder übel konsequent sein. Auf Mitgefühl kann er allerdings kaum hoffen, denn ein Verteidigungsminister, der nicht einmal die Interessen von Männern zu würdigen weiß, tut sich schwer mit „kulturfremdem“ Gehabe.
Daß die beiden Hähne allerdings schon wieder das Grundgesetz bemühen müssen, das sie auf Biegen und Brechen verformen, wie es ihnen paßt, ist unverständlich. Sie gehören einer Regierung an, die für die Demontage der Demokratie in diesem Land verantwortlich ist. Wenn das tatsächlich verfassungskonform sein sollte, dann nur, weil niemand es mehr wagt, auf die Kluft zwischen politischer und gesellschaftlicher Wirklichkeit zu zeigen! Eine neue Episode in diesem jämmerlichen Trauerspiel. Jörg Jenetzky, Bielefeld
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