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Breuel wußte früh Bescheid

■ Vertrauliche Aussagen des Finanzvorstandes der Bremer Vulkan-Werften belasten Ex-Treuhand-Chefin

Bremen (taz) – Hunderte von Millionen Mark Staatsgelder versickerten bis mindestens 1995 – und Ex-Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel und der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite (CDU), sahen zu. Am 8. Dezember 1993 besuchte Manfred Timmermann, damals Vorstandsmitglied des Bremer Vulkan, Breuel in Berlin. Seine Botschaft war brisant, wie der taz vorliegende Unterlagen aus dem Bundeskriminalamt belegen: Nach eigenen Angaben machte Timmermann die Treuhand-Chefin auf die Liquiditätskrise des Vulkan-Konzerns aufmerksam. Das Geld, das für die Modernisierung der ostdeutschen Werften bestimmt war, drohte in der Konzernzentrale in Bremen zu verschwinden. Die Voraussetzung zur Rücküberweisung aus dem zentralen Firmengeldtopf seien seit September 1993 nicht mehr gegeben, meldete Timmermann. Vor seinem Ausscheiden aus dem Vulkan-Konzern informierte der Zeuge laut den Protokollen auch Berndt Seite.

Breuel habe ihm versprochen, die noch nicht verbrauchten Mittel sperren zu lassen, so Timmermann. Später habe sich herausgestellt, daß sie nur die Mittel für die MTW-Schiffswerft blockieren ließ, nicht aber für die Volkswerft in Stralsund und die Neptun-Industrie – ebenfalls Vulkan-Betriebe im Osten. Das sei ihm bis heute ein Rätsel. Dazu hätte es „keine Veranlassung“ gegeben, sagte Wolf Schöde – damals Treuhand-, heute Sprecher der Treuhand-Nachfolgerin BvS – gestern zur taz. Den Grund dafür wollte er allerdings nicht nennen. Kerstin Schneider

Bericht Seite 6, Kommentar Seite 11

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