piwik no script img

Chrobok ist glaubwürdig

■ Trotz Gerichtsurteil: Von CDU bis GAL kein Zweifel am Polizeiskandal-Zeugen

„An der Glaubwürdigkeit des Zeugen Uwe Chrobok hat sich überhaupt nichts geändert, auch wenn das Gericht in einem einzelnen Fall anders entschieden hat“, stellte der Vorsitzende des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) Polizei, Ulrich Karpen (CDU), gestern klar. Er wies damit Presseberichte zurück, der PUA habe sich in seinem Abschlußbericht auf einen unglaubwürdigen Zeugen gestützt.

Am Freitag hatte das Landgericht den Polizeibeamten Joachim L. in zweiter Instanz davon freigesprochen, einen Afrikaner auf der Wache 11 mit Desinfektionsspray mißhandelt zu haben. Der Beamte Uwe Chrobok, der zur Tatzeit Verwahrbuchführer war und insgesamt 10 Jahre auf dieser Wache zubrachte, hatte als Zeuge gegen L. ausgesagt. Das Gericht hatte nun Zweifel an der Glaubwürdigkeit des „Kronzeugen“ Chrobok und „im Zweifel für den Angeklagten“ entschieden.

Ein Strafgericht müsse andere Kriterien anlegen als ein politischer Untersuchungsausschuß, so PUA-Vorsitzender Karpen. Im PUA ginge es nicht um den Beweis der Schuld oder Unschuld einzelner Beamter. Außerdem „haben wir uns die Freiheit genommen, anders zu entscheiden als das Gericht“.

Auch SPDler Holger Christier, Vize-Vorsitzender des Ausschusses, sieht „keinen Anlaß, an der Bewertung des Zeugen Chrobok irgend etwas zu ändern“. Man müsse unterscheiden zwischen „der Glaubwürdigkeit einer Person insgesamt und der Erinnerung in einem Einzelfall“, ergänzte der Statt-Gruppenchef Achim Reichert. Zweifel an Chroboks „menschlicher Integrität“ bestünden nicht im geringsten. Chrobok hätte von der umfassenden Aussage über die Zustände auf der Wache 11 – dabei ging es auch um Hinweise auf Scheinhinrichtungen – keinerlei persönliche Vorteile. Im Gegenteil. Zudem sei der Kronzeuge nicht die „Säule des PUA“; über 100 Zeugen und 60 Meter Akten sind Grundlage der Beurteilung.

GALier Manfred Mahr hält die angebliche Unglaubwürdigkeit des Kronzeugen für „abwegig“, das Urteil für „erstaunlich“ und rät Chrobok, „sich nicht einschüchtern zu lassen“. Silke Mertins

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen