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Fragen wie Lenin: Was tun?

■ Bremens Fußball-Gemeinde kann nach Werders 0:4 gegen Dortmund nur noch auf die Winterpause warten Von Gastautor Guido Niermann, Sprecher der Bremer CDU

„So ein Tag, so wunderschön wie heute“ skandierten die schon siegessicheren, in schwarz-gelb gekleideten Fans, als Heiko Herrlich in der 39. Spielminute alles klar machte. Sein vorentscheidendes 3:0 war die endgültige Gewißheit für die Werderaner: Der Deutsche Meister würde drei volle Punkte von der Weser mit nach Westfalen nehmen. Die Fakten: Vor 36.200 Zuschauern trafen die Kicker des BVB gleich dreimal ins Schwarze und auch Heimo Pfeifenberger beförderte das runde Leder über die Linie ins eigene Torgehäuse. Am Ende hieß es klar und deutlich: SV Werder Bremen – BV Borussia Dortmund 0:4.

Und dabei fing es gar nicht so schlecht an. Die ersten 20 Minuten hatte der Gastgeber das Heft des Handelns in der Hand. Schon in der ersten Minute mußte Borussen Keeper Stefan Klos in die linke untere Torecke abtauchen und einen Kopfball von Pfeifenbergereinfangen. In der 15. Minute ergattertesich Marco Bode an der Mittellinie den Ball, der dann zu Andreas Herzog auf halblinks kam. Das wäre eigentlich eine gute Position gewesen, um ungestört eine genaue Maßflanke auf den in der Mitte wartenden Mitspieler zu zirkeln, doch statt dessen schießt Herzog weit über das Ziel hinaus und bedient – gewollt oder ungewollt – den an der anderen Seite des Strafraums wartenden Bernd Hobsch, der mit dem Ball aber auch nichts richtiges anzufangen weiß. Bis zu diesem Zeitpunkt gefielen die im traditionell weiß-grünen Dreß aufgelaufenen Hanseaten trotzdem besser als die Champions-League gestreßten Dortmunder. Das Team von der Weser war öfter und länger im Ballbesitz und dominierte im Mittelfeld.

24 Minuten waren bereits vergangen, als der Deutsche Meister erstmals ernsthaft für Unruhe im Strafraum von Oli Reck sorgte. Dafür aber gleich dreimal, und das im fünf Sekundentakt, erst bedrohte Jörg Heinrich das Tor von Oli, dann Heiko Herrlich und anschließend noch mal Jörg Heinrich. Die Borussen schienen damit angedroht zu haben, was wenige Minuten später folgen sollte.

Es war genau eine halbe Stunde gespielt, als der BVB in nur neun Minuten dem Hoffen der Werderaner auf einen erfolgreichen Spielausgang ein jähes Ende setzte: 30. Minute, Stephan Chapuisat zum 0:1, 36. Minute Heiko Herrlich per Kopf zum 0:2 und 39. Minute erneut Heiko Herrlich mit dem 0:3. Zu allem Überfluß beförderte dann Heimo Pfeiffenberger in der 63. Minute den Ball mit Köpfchen, aber kopflos, ins eigene Tor.

Die routiniert aufspielende Meisterelf gewann aufgrund ihrer cleveren Spielanlage und der kalt-schnäuzigen Ausnutzung der Torchancen verdient, wenn auch ein oder zwei Tore zu hoch. „Was tun?“, fragte Lenin einmal. Die gleiche Frage müssen sich Dixi Dörner und Willi Lemke auch stellen lassen. Woran lag es diesmal? Werder spielte zu Beginn des Spiels nicht schlecht. Es hätte nur ein Tor her gemußt und es wäre wohl besser gelaufen. Doch um so näher sie dem Strafraum kamen, um so hilfloser wirkten sie. Die anfängliche Überlegenheit konnten sie nicht in Tore umwandeln.

Gefährlich wurde es für Stefan Klos nur nach Weitschüssen. Dieter Eilts hatte es zweimal mit Gewaltschüssen aus zwanzig Metern Entfernung versucht. Ohnehin wäre es wohl ganz gut gewesen, wenn Dixi Dörner seinen Jungs einen Hinweis aus dem Fußballeinmaleins gege-ben hätte: wenn der Rasen naß ist, sind Weitschüsse besonders gefährlich und mitunter auch wirkungsvoll. Ab dem 16-Meter-Raum wirkte Werder hilflos, den Ball wollte niemand mehr haben und einen Torschuß wagte auch keiner. So kann man nicht gewinnen! „Was tun?“: Die Antwort kann eigentlich nur lauten: Möglichst schnell die Winterpause herbeisehnen und den Spielern neues Selbstbewußtsein einflößen, denn wie verabschiedete doch der Stadionsprecher nach dem Schlußpfiff fast schon resignierend die Zuschauer: „Es kann in den nächsten beiden Spielen bis zur Winterpause nur noch besser werden“.

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