: Happy-End für Drob Inn im Automuseum
■ Endlich Druckraum für Hauptbahnhof-Szene: Container-Lösung beschlossen
Spätestens im kommenden Frühjahr werden Junkies sich nicht mehr in den Ecken im und um den Hauptbahnhof herumdrücken müssen, um das eben gekaufte Heroin zu konsumieren. Nach zahllosen Verzögerungen ist der Weg nun frei für den Umzug der Drogenhilfeeinrichtung Drob Inn auf das Gelände des ehemaligen Automuseums an der Kurt-Schumacher-Allee – und damit endlich auch für einen szenenahen Druckraum.
700 Quadratmeter Nutzfläche in Containern soll es künftig geben, die zwei Konsumräume – einen zum Rauchen und einen zum Spritzen von harten Drogen – beherbergen sowie Platz für Café-Bereich, Beratungsräume und praktische Lebenshilfen wie Duschen und Waschmaschinen bieten, das Museum wird abgerissen. Darauf einigten sich VertreterInnen von Drob Inn, der Sozialbehörde und der Vermieterin, der städtischen Sprinkenhof AG.
Den letzten Stolperstein für eine Entspannung am Hauptbahnhof hatte Baudezernent Peter Gero zu verantworten. Ihm waren plötzlich Bedenken gekommen, ob ein Abriß des maroden Baus wirklich sein müßte und Container überhaupt „menschenwürdig“ seien. Doch als Verhinderer des neuen Drogenhilfe-Standorts wollte Gero auch nicht dastehen; deshalb signalisierte er jetzt Zustimmung für die schnelle und billige Abriß-Lösung.
1,6 Millionen Mark wird der Umzug nun kosten, rund 500.000 Mark weniger, als Umbau und Rennovierung des von Schimmel befallenen Automuseums mindestens verschlungen hätten. Da das Gelände an der geplanten Transrapid-Strecke liegt, wollte die Stadt nicht mehr als 2,1 Millionen Mark in die Bauarbeiten stecken. Dem Drob Inn war das zuwenig; ein Streit, der den Umzug der aus allen Nähten platzenden Drogenhilfeeinrichtung monatelang verzögerte.
Was die Behörde mit der nun gesparten halben Million Mark vorhat, wollte sie nicht verraten. Da jedoch derzeit an einem neuen Hilfekonzept für die Drogenszene am Hauptbahnhof gearbeitet wird, liegt die Vermutung nah, daß die Gelder umgeschichtet werden. Vorgesehen sind mehr Streetworker, eine Therapieplatzbörse, weitere Übernachtungmöglichkeiten und niedrigschwellige Teilzeitarbeit („Tagelöhnermodell“).
Ein Teil des „Rahmenkonzepts“ von Trägern und Behördenvertretern wird jedoch zweifellos für neuen Zündstoff sorgen: Im Zuge der „Vernetzung aller Beteiligten“ soll es „insbesondere alltägliche Rücckopplung mit Polizeirevieren“ geben, heißt es im Protokoll der Fachratssondersitzung. Das jedoch lehnen viele Drogenhelfer entschieden ab: Parteilichkeit sei für die Arbeit mit einer in Angst vor der Polizei lebenden Klientel oberstes Gebot. Silke Mertins
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