: Kursleiter kaum kontrollierbar
■ Bei der VHS dürfen Esoteriker Kursleiter werden
Rund 36.000 Anmeldungen zählt die Bremer Volkshochschule (VHS) jährlich. Nach den Sprachkursen sind Gesundheitsseminare am beliebtesten. Jeder zehnte Kursteilnehmer hofft an der VHS zu lernen, wie er gesünder atmet und ißt, den Rücken entlastet oder sich entspannt. Was den TeilnehmerInnen in diesen Gesundheits-Kursen, die jährlich mit etwa 160.000 Mark aus der öffentlichen Hand bezuschußt werden, tatsächlich geraten wird, ist allerdings schwer zu kontrollieren. „Das ist ein Riesen-Bereich, da kann man nicht alle Kurse einzeln kontrollieren“, räumt Ulla Voigt, Fachbereichsleiterin Gesundheit bei der VHS, ein.
„Wir haben aber ein seriöses Angebot“, betont sie. Wer Meditationskurse geben will, müsse beispielsweise eine Ausbildung von mindestens 100 Stunden an einer Meditationsschule nachweisen. „Das Problem ist nur, daß diese Schulen ganz unterschiedlich sind“, räumt Ulla Voigt ein.
Außerdem müßten die Kursleiter in spe Erfahrungen in der Erwachsenenpädagogik mitbringen. Bei einigen Kursleitern sei dies „durch die langjährige Mitarbeit bei der VHS“ gewährleistet. Das Gros der 120 Kursleiter im Gesundheitsbereich hätte allerdings ein entsprechendes Studium, betont Ulla Voigt. „Die meisten sind Lehrer, Sozialpädagogen und Psychologen.“
Bevor die Kursleiter auf die Volkshochschüler losgelassen werden, müssen sie ein Konzept einreichen. In einem persönlichen Vorstellungsgespräch werde darüber hinau „genau abgeklopft, welche Zielsetzung der Kurs hat“. Zu einem Meditationskurs gehöre auch der geistige Hintergrund, sagt Ulla Voigt. Daß Wiedergeburt zum Thema gemacht werde, sei nicht weiter bedenklich. „Es ist allerdings problematisch, wenn eine Kursleiterin ihre eigenen Erfahrungen derart in den Vordergrund stellt“, schränkt die Fachbereichsleiterin ein. Esoterische Ansichten gepaart mit medizinischen Ratschlägen hätten allerdings nichts in einem Meditations-Kurs zu suchen. Wenn dies trotzdem geschieht, sei das zwar „problematisch“, gibt Ulla Voigt zu. „Aber wir prägen die Leute nicht an einem Wochenende.“ Außerdem seien Beschwerden selten. Auch die Kursleiterin des Meditationskurses (siehe Bericht oben) fühlt sich zu Unrecht kritisiert: „Ich sehe keine Veranlassung das Konzept meiner Kurse zu ändern. Das ist schließlich Ansichtssache.“ kes
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