: Nikoläuse schwebten hernieder
■ Auch Fans und Schiedsrichter spielten bei Werders 1:1 gegen 1860 München eine große Rolle Ein Gastbeitrag des Bremer Mädchen-Fanclubs „All For Six“
„Wir woll'n die Mannschaft seh'n...!“ skandierten die Werder-Fans in der Ostkurve Freitag abend nach dem Schlußpfiff. Die Grün-Weißen sollten nicht wieder (wie schon gegen Leverkusen und Hamburg) klammheimlich in der Kabine verschwinden. Zwar hatten Werders Kicker gegen 1860 München wieder nur 1:1 gespielt, die Fans wollten sie aber trotzdem nochmal vor sich haben.
Dieser Wunsch schien nicht nur von Seiten der Fans auszugehen; auch die Mannschaft hatte offensichtlich das Bedürfnis, sich von ihnen zu verabschieden und für die tatkräftige Unterstützung während der gesamten Hinrunde zu danken. Hatten sie doch maßgeblichen Anteil an dem einen oder anderen wichtigen Punktgewinn. So brachte es Bruno Labbadia auf den Punkt: „Die Ostkurve war der zwölfte Mann auf dem Platz!“
Während der ganzen Hinrunde hätten die Fans immer hinter der Mannschaft gestanden: die Werder-Fans sind ja eh immer in Topform, lobten selbst die Kicker und warfen ihre Trikots über die Absperrung. „Erstmal Urlaub und Erholung...“, kam dann einigen Werderanern über die Lippen. Das haben sich tatsächlich sowohl Spieler als auch Fans redlich verdient.
Davor hatte nämlich die Mannschaft zum ersten Mal seit Wochen wieder Moral und Zusammenhalt auf dem Spielfeld bewiesen. Schon in den ersten Minuten konnte man erkennen, daß die Münchener alles andere als ein leichtes Spiel zu erwarten hatten. Die Grün-Weißen zeigten genau das, was man in den letzten Wochen so schmerzlich vermißt hatte: Team- und Kampfgeist. Doch es passierte ebenfalls wieder genau das, was sie eigentlich hatten vermeiden wollen: das frühe Gegentor. In der 8. Minute war es nämlich Daniel Borimirow, der die Löwen mit seinem Kopfball zum 0:1 in Führung brachte. „In den letzten Spielen sind wir nach so einem frühen Rückstand auseinandergefallen. Auch wenn wir heute wieder nicht in Topform waren, haben wir weitergekämpft und versucht, das Spiel noch umzubiegen“, sagte Marco Bode hinterher.
Der Satz „Heute hatten wir kein Glück – und dann kam auch noch Pech dazu“ fand diesmal keinen Gebrauch, denn mit dem nötigen Quentchen Glück schaffte unser Europameister Marco Bode in der 85. Minute den hochverdienten Ausgleich zum 1:1-Endstand.
Die Meinungen zur Leistung des Schiris gingen jedoch anschließend bei der Pressekonferenz auseinander: Löwen-Trainer Werner Lorant sprach von einem „Heimschiedsrichter“, der „im Zweifelsfall für Grün-Weiß entschied“. Und um dem ganzen noch mehr Ausdruck zu verleihen, betonte er, daß er „sowas ja bei seiner Mannschaft gewohnt sei“. Ganz anderer Meinung war allerdings Werder-Manager Willi Lemke. Er sprach davon, daß der Schiri das Spiel keinesfalls durch Fehlentscheidungen beeinflußt habe.
Das Kuriose am Spiel gab es allerdings zur Pause. Lila Nikoläuse, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich vom Dach des Weserstadions abzuseilen, zielten in halber Höhe mit MlLKA-Nikoläusen auf die nörglerischen Leute in der Südtribüne und im restlichen Teil des Stadions. Einige Spieler schauten diesem Spektakel interessiert, aber auch mit einigen Ängsten verbunden, zu. Thomas Wolter: „Ich war von dieser Aktion völlig begeistert, allerdings hatte ich doch ein wenig Angst, daß den sich abseilenden Nikoläusen etwas zustößt. Deshalb war ich froh, als auch der letzte heil unten ankam.“
Ein Wort noch zu den (gut bezahlenden) Nörglern in der Südtribüne: Was mußten sie doch wieder für ein schlechtes Spiel „ihres“ SV Werder ertragen. „Das ist ja noch schlimmer als in Düsseldorf!“ – „Das hat bei Aad de Mos genauso angefangen!“, um nur einige der fachlich hochwertigen Meinungen zu nennen. Jeder macht mal Fehler, meint
der Fanclub „All For Six“
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