: Was ist schon gerecht?
■ Traditionsklub BVB beweist beim 3:1 in Köln Gespür für die wahre Anstoßzeit
Köln (taz) – Manchmal ist der Fußball ja dann doch einfach. Manchmal heißt übrigens tatsächlich immer. Und weil das so ist, hat der doch eher hehre Begriff der Gerechtigkeit in den Bundesligastadien nichts verloren. Dennoch hören wir jedes Wochenende aus mehr oder weniger berufenen Mündern Sätze wie: „Das Endergebnis war gerecht.“
Natürlich ist Gerechtigkeit auch immer die, die nicht käuflich ist. Womit man in der Bundesliga dann auch nicht so direkt weiterkommt, weil es eine Binsenweisheit ist, daß auch so „politisch korrekte Underdog-Vereine“ wie der vom Hamburger Millerntor fette Millionenetats verbraten. Aber wie im richtigen Leben gibt es unter denen, die Geld haben, auch immer welche, die mehr Geld haben, womit wir dann endlich (danke! d. Red.) beim Bundesligaspiel zwischen Köln und Dortmund angekommen wären.
Dortmunder haben nichts zu meckern, außer vielleicht über die völlig überforderten Kölner Verkehrs Betriebe. 20 Milliönchen haben sie in diesem Champions- League-Jahr bereits eingestrichen, und nicht nur distanzierte Beobachter fragen sich angesichts magerer Leistungen: Wofür eigentlich? Die Treuen jedenfalls kommen massenweise. Weil viele von ihnen keine Karte mehr fürs Westfalenstadion bekommen, fahren sie auch mal rüber nach Köln. Da gibt es mehr Karten, weil Fußball in Köln halt keine Lebensstandarderhöhung ist: In Köln wird Fußball gearbeitet.
45 Minuten lang hatte sich der gastgebende FC mit seiner „Rumpfelf“ sogar so ordentlich über die Zeit geackert, daß er mit 3:0 statt 1:0 hätte führen können, wenn Stürmer Gaißmayer polsterschen Torinstinkt gehabt und Vladoiu zweimal Übersicht bewiesen hätte. Hälfte zwei begann zu einem Zeitpunkt, als früher mal Spiele begannen. Das war, als in der Bundesliga noch eher heimlich als auf Partys mit extrem merkwürdigen Namen gesoffen wurde. Ab 15.30 Uhr jedenfalls zog Borussia sein dynamisches Champions-League- Schachbrettspielchen auf, brachte Herrlich ins Spiel, schoß drei Tore und gewann. Und das ist zwar immer noch nicht gerecht, beweist aber ein nettes Gespür für die Geschichte des Spiels und seine wirkliche Anfangszeit. Danke zumindest dafür, Borussia! Thomas Lötz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen