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Letzter Stapellauf für Vulkan

■ Die Bremer Werft steht vor dem Aus. Zum Abschied gibt's 42 Millionen Mark Landesbürgschaft vom Senat der Hansestadt. Ein Frachter soll noch fertiggebaut werden

Bremen (taz) – Um fünf nach zwölf Uhr mittags trat gestern der Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) vor mehrere hundert Werftarbeiter des Vulkan, die seit den frühen Morgenstunden vor dem Rathaus auf ein klärendes Wort gewartet hatten. „Wir arbeiten dafür, daß es weitergeht“, versicherte Scherf – und erntete ein lautes Pfeifkonzert. Aber die Arbeiter ließen sich von ihrem Betriebsrat nach Hause schicken.

Vor dem Bremer Landtag mußte dann der Bürgermeister die ganze Wahrheit erklären, die ihm seine Verwaltung aufgeschrieben hatte, daß nämlich „auf den Handelsschiffbau am Standort Vegesack zukünftig verzichtet werden muß“. Im Klartext heißt das: Die Vulkan-Stammwerft wird im kommenden Jahr ihre Tore schließen. Mit einer Bürgschaft für einen Kredit von 42 Millionen Mark des Bremer Senats ist gleichzeitig die Fertigstellung eines derzeit in Arbeit befindlichen Containerfrachters gesichert – bei der EU in Brüssel kann der Vorgang allerdings nur noch als „Schließungsbeihilfe“ genehmigt werden. Die Münchner Conti- Reederei will das letzte Vulkan-Schiff für 57,5 Millionen Mark kaufen, die Selbstkosten der Werft liegen allerdings bei über 70 Millionen Mark. Mitte April 1997 soll das Schiff abgeliefert werden.

Gegenüber den Weltbesten der Schiffbaubranche betrug der Kostenrückstand der Werft im Jahr 1995 volle 46 Prozent. Das teilte die Unternehmensberatung McKinsey am Dienstag in ihrem vorläufigen Bericht mit. Davon ist die Hälfte durch Rationalisierung und Lohnverzicht „aufgeholt“ – daß die Werft die Lücke schließen und einmal kostendeckend Handelsschiffe bauen kann, „muß bezweifelt werden“, steht in der gestrigen Erklärung des Bremer Senats.

Der EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert hatte seit mehreren Monaten ein „Konzept“ der Bremer Landesregierung angemahnt, weil er Kapazitätsstillegungen in Bremen zur Voraussetzung für die Genehmigung von neuen Beihilfen für die Ostwerften des Vulkan macht. Bremen hatte sich bisher gegen diese Verknüpfung gewehrt. Durch den Zusammenbruch zumindest der Vulkan-Werft wäre diese Bedingung dann doch erfüllt. Damit besteht eine Chance, daß die EU das Anfang der Woche angekündigte „Hauptprüfverfahren“ gegen die 300-Millionen-Mark-Beihilfe für die Ostwerften nicht durchziehen wird.

Vollkommen unklar ist noch, ob ein Rest der Vulkan-Werft-Belegschaft noch an einem Fregattenauftrag der Bundesmarine beteiligt wird. Aufgrund der Konkurssituation war der Vulkan Verbund nicht in die „Arbeitsgemeinschaft“ für die drei Fregatten aufgenommen worden. Sowohl Konsortialführer HDW wie Blohm & Voss würden den Vulkan-Anteil gern unter sich aufteilen. Die Bremer Lürssen-Marinewerft würde andererseits gern den Vulkan-Teil des Auftragskuchens übernehmen. Dies würde auch für einen kleinen Teil der Vulkan-Arbeiter noch einige Monate Beschäftigung bringen. Klaus Wolschner Interview Seite 7

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