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Lederhaut der Unsterblichkeit

■ Willy DeVille, ein Mann von Größe für alle Seelenlagen

Wenn ein Beispiel für stupende Begriffsverwirrung von Pop-Etiketten nötig ist, kann man immer unbesorgt Willy DeVille heranziehen. Als er 1976 mit seiner Band Mink DeVille auftauchte, war er flugs dem New Wave beigeordnet und tauchte auf Punk-Samplern auf. Wenige Jahre später, als die Leute genauer hingesehen hatten, was der Herr mit dem Brillie im Gebiß für Klamotten trägt, etikettierte man ihn als New Romantic. Um seine Fehleinschätzungen zu vergessen, versenkte man ihn als unbelehrbaren Neo-Blueser in die Swamps, von wo er Ende der Achtziger mit dem Revival der New-Orleans-Musik wiederauftauchte.

Heute ist Willy DeVille ein Star mit der Lederhaut der Unsterblichkeit auf den Liedern. Von „Cadillac Walk“ und „Spanish Stroll“ bis zu seinen Versionen von „Hey! Joe“ und „Stand By Me“ kann der nasal-erotische Quäkgesang des menjou-bärtigen Spargeltarzans ganze Konzertsäle verwirbeln. Mit seinem unerschöpflichen Repertoire an Fremd- und Eigenkompositionen, das an den louisianischen Kreuzwegen zwischen Karibik und New York, zwischen Texas und Europa entstand, ist Willy DeVille inzwischen ein ähnlicher New-Orleans-Klassiker wie Dr. John oder die Neville Brothers.

Bei ihm verbindet sich eine liebevolle amerikanische Mythenpflege mit einer verinnerlichten Musikbibliothek und dem Ruf, der Casanova des 20. Jahrhunderts zu sein – erdacht von William S. Burroughs und ausgeführt in den Träumen einer Motel-Serviererin. Wenn das keine Größe ist, was dann? Till Briegleb

So., 26.3., Gr. Freiheit, 21 Uhr

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