: Lähmendes Grauen
■ Geplante Beruhigung des Grindelviertels sorgt nicht nur für Zufriedenheit
Christoph Muermann von der AnwohnerInnen-Ini war glücklich: „Wir begrüßen die Beruhigung des Grindelhofs und danken allen Beteiligten“, sagte er Anfang der Woche im Kerngebietsausschuß (KGA) Eimsbüttel. Seit Jahren kämpft die Initiative um eine Verkehrsberuhigung des Pkw-umtosten Grindel- und Uni-Viertels.
Dem nunmehr vorgelegten Vorschlag der Baubehörde, wonach der Grindelhof zur Hälfte zur Einbahnstra-ße gemacht wird, stimmt die Ini zu – „schließlich können wir nicht ewig warten“, meint Muermann. Von der Rentzelstraße kommend soll der Grindelhof zur Einbahnstraße werden; von der Hochallee kommend wird der Verkehr am Allendeplatz auf eine Kehre treffen.
Auch SPD und GAL lobten die Behörde für die geplante Umgestaltung des Knotens Grindelallee/Grindelhof: „Hier ist zum ersten Mal eine Entzerrung des Rad- und Fußverkehrs vorgesehen“, erklärt Heinz Bauske, GAL-Fraktionssprecher im KGA. „Blumen wollen wir allerdings nicht streuen“, schränkt er ein – schließlich sind aus dem Baubehördenpapier alle „verkehrshemmenden Sachen draußen“.
Deshalb fordern Bezirks-SPD und -GAL, die sich bereits 1993 für eine Sperrung des Grindelhofs ausgesprochen haben, weiterhin Maßnahmen, die dem Autoverkehr Einhalt gebieten sollen: Verkürzung der Ampelphasen für Pkws, Zebrastreifen, Tempo 30 etc. Im übrigen, schränkt Bauske ein, „ist überhaupt nicht klar, ob die Mittel für die Beruhigung je kommen werden“ – bei der derzeitigen Hauhaltslage sei mit allem zu rechnen.
Die CDU des Kerngebietsausschusses konnte ihrem Unmut über eine derartige Geldverschwendung – die bislang vorgesehenen Maßnahmen kosten eine Million Mark – kaum ausreichend Luft verschaffen. Während Marc Fochler Grünen und Sozialdemokraten vorwarf, gleich den gesamten Standort Deutschland zu vernichten, hielt sich CDU-Fraktionssprecherin Birgit von Klinggräff im regionalen Rahmen. Lediglich alle rings um den Grindelhof angesiedelten 500 Arbeitsplätze würden augenblicklich „zerstört, indem eine intakte Straße zur Öko-Meile verwandelt wird“.
Wie öko diese Meile wird, ist jedoch noch gar nicht abzusehen – denn in Einbahnstraßen, lehrt die Erfahrung, wird lieber schnell und dicht gefahren als dort, wo auch Gegenverkehr fließt. Auch eine Lösung für die bedrängte Situation auf Fuß- und Radweg auf der Grindelallee steht noch in den Sternen. Im kommenden Frühjahr allerdings, kündigte Bezirksamtsleiter Eddy Mantell im Kerngebietsausschuß an, werde im Grindelviertel voraussichtlich Anwohnerparken eingeführt. Ulrike Winkelmann
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen