Kranke Mütter und Trauerspiele

■ Meister Kiel verliert in Gummersbach und den Anschluß an Spitzenreiter Lemgo / Flensburg siegt bei Essen / Fredenbeck unterliegt in Großwallstadt

Allmählich wird es eng für den THW Kiel. Nach der gestrigen 26:28-Niederlage beim VfL Gummersbach hat die Mannschaft von Trainer Noka Serdarusic bereits sieben Plus- bzw. neun Minuspunkte Rückstand auf Spitzenreiter TBV Lemgo. An eine Titelverteidigung denkt an der Förde derzeit niemand.

Durch die vierte Auswärtsschlappe der Saison sind die Kieler, die dreimal hintereinander deutscher Meister geworden waren, auf den fünften Platz zurückgefallen. Zur Halbzeit hatte der THW vor 2 000 Zuschauern noch mit 12:11 in Front gelegen; auch nach der Pause waren die Kieler lange die führende Mannschaft gewesen. Doch schlußendlich mußten sich Wislander & Co. den kampfstarken Gastgebern geschlagen geben, die zuvor sechsmal in Folge verloren hatten.

Vor allem den Gummersbacher Torjäger Kyung-Shin Yoon hatte der THW dabei nie in den Griff bekommen: Gleich 13 Treffer erzielte der Südkoreaner, der bei der Weltmeisterschaft 1995 Torschützenkönig geworden war. Erfolgreichste Kieler Werfer waren Thomas Knorr mit sechs und Magnus Wislander mit fünf Toren.

Auch der VfL Fredenbeck verlor gestern nachmittag sein Punktspiel. Der Erstliga-Aufsteiger war bei der 25:33-Niederlage in Großwallstadt wie schon in den Begegnungen zuvor überfordert. Die Mannschaft des ehemaligen Fredenbecker Trainers, Thomas Gloth, war den Gästen deutlich überlegen. Schon zur Halbzeit hatte sich der TVG gegen das Bundesliga-Schlußlicht mit 16:11 abgesetzt.

Selbst als der Großwallstädter Spielmacher, der französische Weltklasse-Handballer Jackson Richardson, wegen einer Schulterverletzung kürzer treten mußte, wußte der VfL daraus kein Kapital zu schlagen. Senjanin Maglajlija war mit sechs Toren noch der beste Akteur beim VfL Fredenbeck, der nach dem zehnten Trauerspiel der Saison bereits fünf Punkte Rückstand auf den rettenden 13. Tabellenplatz hat.

Für die SG Flensburg-Handewitt läuft es derzeit hingegen blendend. Am Sonnabend siegte der Tabellen-Dritte bei Tusem Essen 27:24. Bereits drei Tage zuvor waren die Flensburger auswärts erfolgreich gewesen, als sie 24:22 beim TuS Schutterwald gesiegt hatten.

Vor 2 500 Zuschauern in der Essener Grugahalle lag die SG nur einmal im Rückstand – 0:1 nach dem ersten Tusem-Angriff. Anschließend ließ sich der deutsche Vize-Meister nicht mehr beirren. Aufgrund seines starken Rückraums kamen die Schleswig-Hol-steiner bereits zur Pause zu einer 13:10-Führung, die sie zum vorentscheidenden 15:10 ausbauen konnten. Jan Fegter mit sechs und Christian Hjermind mit sieben Treffern waren bei der SG am erfolgreichsten.

Den Essenern, die ihre erste Heimniederlage in der laufenden Saison hinnehmen mußten, fehlte mit Aleksandr Tutschkin jedoch auch ein entscheidender Mann. Der wurfgewaltige Rückraumspieler war wegen einer ernsthaften Erkrankung seiner Mutter nach Rußland gereist. cleg/dpa