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„Tapferste aller Armeen“

■ Wie sich die Kameradschaftsverbände auf die Wehrmachts-ausstellung einschießen. Dokumentation, Teil I

Der Widerstand gegen die Ausstellung „Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht 1941-45“ ist keine Bremer Besonderheit. Überall da, wo die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung gezeigt wurde oder gezeigt werden sollte, beriefen sich viele ehemalige Soldaten auf dieselben Quellen, dieselben Kritiker. Das ist kein Zufall. Der taz liegen Papiere der Stuttgarter „Arbeitsgemeinschaft für Kameradenwerke und Traditionsverbände e.V.“ zur Ausstellung vor. Darin: eine Vorschlagsliste für „Maßnahmen gegen die ,Heer-Ausstellung'“ (gemeint: Ausstellungsleiter Hannes Heer, d.Red.), eine Material- und Literaturliste, ein Flugblattentwurf sowie eine mehrseitige „Aufklärungsschrift“. Einige der Argumente sind fast wörtlich auch in der Bremer Debatte um die Ausstellung gefallen. Heute und morgen werden wir einige Passagen dokumentieren.

Vorschläge für die Arbeitsgemeinschaft der Kriegsopfer- und Kriegsteilnehmerverbände (AKKV) und deren Verbände:

...Die örtlichen Verbandsvertreter sollten rechtzeitig vor Beginn der Ausstellung veranlassen, daß maßgebliche Personen über die Ausstellung informiert werden (...) Die Informationen sollten möglichst durch persönliche Besuche bei Bürgermeisterämtern, Tageszeitungen, Gemeinderäten, Abgeordneten erfolgen (...). Dabei sollte man darauf achten, daß nicht durch Ansprechen von ungeeigneten Personen eine negativ wirkende Publizitätswirkung eintritt. Keine Vorweghinweise in der Presse, die nur das Interesse an der Ausstellung wecken. (...) Kameraden und Bekannte sollten nach Kenntnis der Ausstellung zu möglichst vielen sachlich-kritischen Leserbriefen veranlaßt werden. (...)

Aufklärungsschrift zur Ausstellung:

...Mit ganz wenigen Ausnahmen haben die Soldaten tapfer und anständig gekämpft, und solche Ausnahmen hat es in allen Armeen unserer damaligen Gegner gegeben. (...) Die folgenden Seiten (...) entlarven den linksextremen politischen Standort der Veranstalter und ihrer Hintermänner und damit die Zielrichtung ihrer Desinforma-tionspolitik nach altsowjetischem Muster. (...) Vielleicht sind sie enttäuscht darüber, daß ihre ideologische kommunistische Heimat untergegangen ist und lassen ihre Wut an denen aus, die als Soldaten gegen den Bolschewismus gekämpft und die Rote Armee gehindert haben, ganz Europa zu erobern. (...)

Kein Wort und kein Bild über die Millionen gefallener, vermißter, verwundeter, von Partisanen aus dem Hinterhalt ermordeter, als Gefangene mißhandelter, verstümmelter, verhungerter, getöteter deutscher Soldaten. Kein Wort und kein Bild über Hitlers Gegner Stalin, dessen Weg schon vor Kriegsausbruch mit Millionenopfern eigener Landsleute gezeichnet war. Kein Wort und kein Bild auch über seine gleichzeitigen Vorbereitungen für einen Angriff auf Deutschland und Europa zur Durchsetzung der Weltrevolution, einen Angriff, dem die Wehrmacht – wie man jetzt weiß – nur knapp zuvorgekommen ist. (...)

Kein Wort darüber, daß nach einer Umfrage der israelischen Armee alle ausländischen Militärexperten die deutsche Wehrmacht als die beste, tapferste und disziplinierteste aller am Zweiten Weltkrieg beteiligten Armeen bezeichneten. (...), daß nur eine winzige Minderheit an Verbrechen persönlich teilgenommen hat und nicht „die Wehrmacht“! (wird morgen fortgesetzt)

Zusammenstellung: J.G.

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