■ Schnittplatz: „Monitor“-Praktikum statt Gefängnis!
Dank Michael Born weiß nun selbst der blödeste Zuschauer, wie das im Fernsehen so läuft. Daß nämlich erst die Geschichten und dann die passenden Bilder dazu gemacht werden. Das hat sogar der Staatsanwalt eingesehen und darauf hingewiesen, daß sich der TV- Fälscher, der während der Verhandlung nicht nur gewichtsmäßig um die Hälfte schrumpfte, schwerlich wegen arglistiger Täuschung verurteilen läßt. Zu offensichtlich wurde aus dem Zeugenstand eine verlängerte Anklagebank. Zu offensichtlich wurde die Mitschuld von prominenten Moderatoren und weniger prominenten Redakteuren, die nur allzu bereit waren, Born auf den Leim zu gehen, und im Schneideraum beide Augen zudrückten.
Das Volkstheaterstück vor dem Koblenzer Landgericht läßt zwei Denkmodelle zu – keines davon ist sehr beruhigend: Entweder haben die Fernsehschaffenden von Borns Tricks gewußt oder aber sie haben seine dilettantischen Machwerke für bare Münze genommen. Dann aber möchte man sich gar nicht ausmalen, was professionellere Fälscher so alles im Abendprogramm unterbringen.
Nun soll Born büßen. Nicht weil er gefälscht hat, sondern weil er (vielleicht aus einer Schwejkschen Anwandlung heraus) so manchen Paragraphen aus dem Strafgesetz für sich ausblendete: Besonders schlimm wiege der Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, so der tierliebende Staatsanwalt, und tatsächlich hatte Born die Erschießung einer Hauskatze inszeniert und einem Vogel die Flügel gestutzt. Nicht gerade ein Kavaliersdelikt, aber auch keins, wofür man hierzulande ins Gefängnis geht. „Wäre die Katze ein Mensch gewesen, hätten wir es in diesem Prozeß mit blutigem Mord zu tun gehabt“, sagte der Staatsanwalt. Eben.
Aber Born ist nicht Charles Manson, sondern ein ziemlich dämlicher Journalist, der wegen verhältnismäßig geringer Verstöße für Jahre ins Gefängnis soll. Dort nützt er weder als abschreckendes Beispiel noch als Sündenbock. Ein Praktikum bei „Monitor“ wäre für den Fernseh-Kujau Strafe genug. Oliver Gehrs
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