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Namhafte Autorinnen werden nicht erwähnt

■ betr.: „Conan und Perry Rhodan im Zwielicht“, taz vom 14. 12. 96

Wenn hier eine Diskussion eröffnet werden soll, dann bitte auf einer Basis, die das Diskutieren halbwegs ermöglicht. Wie in diesem Artikel die Bereiche Science- fiction (SF) und Fantasy bunt zusammengemischt und sehr selektiv bewertet werden, haut einen Fan glatt aus dem Warptriebwerk. Wie auch immer, als Leser diverser SF- und Fantasyliteratur will ich mich natürlich nicht heraushalten und zunächst mal klarstellen, daß die Romanserie Perry Rhodan a) alles andere als Fantasy ist, sondern pure Science-fiction und b) zu allem möglichen taugt, nur nicht als Literatur für sogenannte FaschistInnen – wer auch immer das sein mag, und was darunter verstanden wird – denn dafür gibt es schlicht zuviel Toleranz, demokratisches Gedankengut, Humanismus und „Ausländerfreundlichkeit“ in der Serie.

Conan hingegen ist klassische Fantasyliteratur, doch auch hier von „faschistischer“ Literatur zu sprechen, halte ich bei weitem für übertrieben. Die Abenteuer von Fantasyhelden und -heldinnen (ja, die gibt es auch zuhauf) bewegen sich in Welten, die ihre eigenen, oftmals martialischen und magischen Gesetze haben und sich eher an Märchen (zum Beispiel Gut kontra Böse) orientieren, denn an modernen Gesellschaftsformen, wie es im Unterschied dazu zum Beispiel meist die SF-Literatur tun muß.

Hierbei von Faschismus zu sprechen, würde diesem Begriff eine dermaßen große Bandbreite zugestehen, daß wenig Raum für den Rest bleibt. Wenn also eine Diskussion um Faschismus-Fantasy- Science-fiction, dann bitte mit konkreten Punkten und Aussagen und nicht wie bei Christian Worch „Die Grundkonzeption der meisten Fantasy-Werke muß von einem faschistoiden Staat ausgehen ...“ In vielen Fantasyromanen gibt es gar keinen Staat in diesem Sinne, und Worch bezieht die SF in diese Aussage offensichtlich mit ein.

Die Mischung beider Genres geschieht auch in der Auflistung einiger Autoren. So sind Heinlein und Pournelle klassische SF- Schreiber. Namhafte Fantasyautorinnen wie Marion Zimmer Bradley, Joy Chant und Nancy Springer hingegen, aber auch wie Ursula K. LeGuin als Autorin beider Genres werden interessanterweise nicht erwähnt, obwohl gerade sie einige der klassischen Fantasy- und SF- Romane und -Serien geschrieben haben. Jörg Wilhelm, Dipl.-Sozial-

pädagoge, Wiesbaden

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