Kommentar: Hartes Stück Arbeit
Warum das Museum der Arbeit Hamburg gefehlt hat ■ Von Sven-Michael Veit
Es war ein hartes Stück Arbeit. Das Museum der Arbeit wird ab Montag die kulturpolitische Landschaft nicht nur dieser Stadt bemerkenswert bereichern. Sein Stellenwert ist ein bundesweiter.
In einer Zeit, in der unser aller ewiger Kanzler in Bonn und bald auch in Berlin Millionen zum Zwecke der Wiederauferstehung musealen Miefs entfremdet, setzt Hamburg den sozialhistorischen Kontrapunkt. Hier ist ein Museum entstanden, das vermeintlich Bekanntes völlig neu untersucht und vermittelt und damit Perspektiven eröffnet.
Nicht die Aufforderung ans Publikum zur Selbst-Erfahrung von Arbeits- und Alltagswelt ist es, was dieses Museum so unverwechselbar macht. Es ist der Versuch, den Begriff Arbeit zu erweitern; es ist die Erklärung von nicht bezahlter und von Hausarbeit und damit vor allem von Frauenarbeit zum tragenden Element der Konzeption. Es ist der unverstellte und gerade deshalb parteiische Blick auf die Gesamtwirklichkeit dessen, was Arbeit war und ist, was sie erfordert(e) und was sie befördert(e).
Dieses Museum hätte größer und noch provokanter und vor allem schon viel früher Realität werden können. Doch die politischen Auseinandersetzungen, die genau das in den vergangenen 16 Jahren zu verhindern suchten, sind das beste Argument für das, was nun in Barmbek entstanden ist: Ein Museum, das Diskussionen anstößt und gerade deshalb Anstoß erregt hat.
Wenn es beides weiterhin tut, dann war das harte Stück Arbeit die Mühen wert.
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