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Unterm Strich

Monday morning feel so baaad: Einem in der heutigen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel erscheinenden Bericht zufolge hat die DDR-Führung sich Ende der Sechziger angeschickt, Helene Weigel als Intendantin des von Brecht gegründeten, heute so schwer darniederliegenden Berliner Ensemble abzuservieren. Kulturminister Klaus Gysi und sein Amtsvorgänger Alexander Abusch seien beauftragt worden, ein Gespräch mit der 1971 verstorbenen Weigel zu führen und „alles zu tun, um sie zum Fortgang zu bewegen“, wie es in einer im Bundesarchiv Berlin eruierten SED-Parteiakte heißt. Anscheinend ging es bei der Initiative aber nicht um einen befürchteten künstlerischen Niedergang des BE, sondern um die Weigerung der Weigel, die „Weisungen des Magistrats von Groß-Berlin im besonderen zur Spielplanpolitik“ zu erfüllen. Außerdem habe sie „aus der Dramaturgie alle Genossen weggeekelt“. Eine von den Kulturfunktionären diskutierte „Radikallösung“ kam aber aus Skandalfurcht nicht zustande. Außerdem hatte man – und wohl nicht unberechtigterweise – Schiß, die Weigel könnte als Brecht-Witwe und Inhaberin der Rechte an seinem Werk die Gesamtausgabe des Aufbau-Verlags blockieren.

Bildersturm, negativ: Der russische Künstler Alexander Brener hat am Samstag im Stedelijk-Museum in Amsterdam einen Farb-Anschlag auf ein Werk seines Landsmanns Kasimir Malewitsch (1878 bis 1935) verübt. Nach Polizeiangaben bespritzte der 39jährige das Bild „Suprematie“ mit grüner Farbe. Bei einem ersten Verhör führte Brener für seine Tat „künstlerische“ Beweggründe an. Malewitschs Bild zeigt einen großen grauen Fleck, darauf ein weißes Kreuz. Restauratoren konnten bei einem Blitzeinsatz die grüne Farbe weitgehend entfernen.

Bildersturm, positiv: Ein ungarischer Fan der britischen Rockband U 2 hat zugegeben, noch unveröffentlichte Raubmitschnitte aus dem neuen Album der Gruppe ins Internet gegeben zu haben. Marton Karpati, so der Name, sagte am Samstag dem Rundfunkmagazin „16 ora“: „Ich tat es für die Fan-Gemeinde.“ Die jeweils 30 Sekunden langen Ausschnitte aus dem im Frühjahr erscheinenden neuen Album habe er in einem „U 2-Forum“ vorgestellt, weil die Anhänger der Band „schon lange neugierig waren, wie das neue Album werden würde“. Karpati sagte weiter, er habe das Material von einem Promotionvideo kopiert, das ihm ein „Bekannter“ zur Verfügung gestellt habe. Bedenken wegen des Urheberrechts seien ihm nicht gekommen.

Alle Multiplikatoren finden den am Donnerstag startenden „Evita“-Film mit Madonna scheiße, aber die Videos laufen gut und die Mode auch: Der Evita- Look ist im Kommen. „Auch die blonde Chignon-Frisur soll ein Hit werden“, meldet dpa. Sogar Evita- Kosmetik wurde lanciert.

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