: Fischgrätige Höhepunkte am Piano
■ Das kabarettistische Gesangsduo „Queen B“ begeistert im Schmidt-Theater
Mit atemberaubendem Soulgesang zeigen die beiden Sylterinnen gleich zu Beginn, wo es musikalisch hingeht: ins absolut Professionelle. Dann folgt ein Insider-Trip über die Insel. „Verlieb dich nie in Touris – denen kleben immer Fischreste von ,Gosch' zwischen den Zähnen!“
Sylt, Männer, Frauen und alles, was sich so unter der Gürtellinie abspielt, sind zweifellos Lieblingsthemen des begabten Duos, welches zwischen Westerländer Förderpreisen (Henner-Krogh-Preis 1993) und der Berliner „Bar jeder Vernunft“ als der Geheimtip schlechthin gehandelt wird. Zwischen Songs von Jacques Brel, Edith Piaf und soften Joe-Jackson-Klängen erfährt man zudem alles, was man schon immer über Sex mit Dicken wissen wollte: „Am schlimmsten sind die, die eine Mutti suchen.“
Die pfundige Edda Schnittgard weiß vermutlich, was sie da parodiert. Zwar genoß sie ein Studium an der Hamburger Musikhochschule, doch ist sie die, die „auch singt“. Hauptsächlich begleitet sie ihre naturtalentierte Kollegin Ina Müller am Flügel.
Jene steht ihrer ausgebildeten Partnerin stimmlich in nichts nach und gibt sich – mit rotzfrechem, aber nicht unintelligentem Humor – ganz als Girly: Vom hochgesteckten Lockenschopf bis zu den munter federnden Fußspitzen bedeutet das vollständigen Köpereinsatz. Wenn sie sich lässig auf den Flügel schwingt, um zwischen den Songs «Edda‚ anzuquatschen, wird nichts ausgelassen: In bester Kesselflickermanier beschmeißen sich die Nordlichter mit Nettigkeiten, die sich gewaschen haben.
In die Kiste „Musik-Kabarett“ wird das Duo gern geworfen, nur sind in dieser Disziplin die Lieder allzugern die Pausennummern. Bei Queen B ist es eher umgekehrt. So bildet Jacques Brels „Amsterdam“ – von beiden Damen bravourös gesungen – den Höhepunkt des Abends. Zumindest den musikalischen – denn merke: „Man kommt von Sylt – aber auf Sylt kommen ist natürlich viel spannender ...“
Klaus Rathje
Schmidt-Theater, bis 15. Januar
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen