: Freie Fahrt für Eisläufer
■ Erfolgreiche Schneeschippaktion / Eislaufparadies Werdersee
Die Fische im zugefrorenen Werdersee hätten gestern mittag Ohrenstöpsel dringend nötig gehabt: Auf der etwa 25 Zentimeter dicken Eisdecke schepperte, schabte und röhrte es gewaltig. Rund 200 BremerInnnen tummelten sich gestern auf dem See. RenterInnen, Kids und frischluftliebende Pärchen kratzten mit hölzernen Schneeschiebern eine riesige Fläche frei. Müllwerker der BEB halfen mit vier Elektro-Handkehrmaschinen nach. Schon nach wenigen Minuten blitzte an vielen Stellen das blanke Eis hervor. Nach zwei Stunden schabte die Meute eine fast sechs Hektar große Eislauffläche am Deichschart frei.
Zu dieser Selfmade-Schneeräumaktion hatten die Bremer Entsorgungsbetriebe aufgerufen. Schließlich wäre am Dienstag beinahe die zwei Tonnen schwere Schneekehrmaschine der BEB im Eis eingesackt. Dabei bewiesen die BremerInnen gestern, daß es auch ohne Zweitonnen-Kehrer gehen kann – nämlich mit ihrer eigenen Muskelkraft. „Bremen hat es bitter nötig, daß mal was getan wird“, sagt ein Pensionär auf dem Eis, der per Schlittschuh und Schieber Schnee zusammenschabt. „Ich hab von dem Aufruf gehört und bin einfach hergekommen. Damit wir besser eislaufen können“, argumentiert ein anderer Helfer.
Doch nicht alle Freiwilligen kamen gestern wegen der guten Sache zum Deichschart. Die Bremer Funkmedien nutzten die BEB-Aktion zum perfekt inszenierten Kundenfang: Verteilte CDs, Bonbons und Streichhölzer machten unter den frierenden Kids die Runde. Die älteren Semester bekamen Glühwein ausgeteilt.
Auch die Müllwerker genehmigten sich eine kleine Glühweinpause. Sie räumten dann aber kräftig am Nachmittag noch per Handkehrschieber eine optimale Langlaufstrecke für Eisläufer an beiden Uferseiten frei. Immer mehr BremerInnen schnallten an den Stegen ihre Eiskufen an. Bis auf die betrübten Angler und Fischer: Die hatten nämlich noch vor der lärmigen Aktion einen warnenden Brief an die BEB gefaxt: „Vorsicht Fische“, stand da zu lesen. Doch das schien den wenig eisverwöhnten BremerInnen an diesem Tag egal zu sein. Bei soviel Eisvergnügen und Sonnenschein. kat
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