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EU wartet auf Vulkan-Schließungskonzept

■ Antrag auf Schließungsbeihilfen liegt noch nicht vor / keine Ideen für Vulkan-Gelände

Knapp zwei Wochen ist es her, daß die Bremer Bürgschaftsausschüsse die Sterbehilfe für die Vulkan-Werft beschlossen haben. Rund 103 Millionen Mark sollen noch einmal für den Bau der beiden Containerschiffe 110 und 111 vom Land verbürgt werden. Dann aber, so hieß es, solle endgültig Schluß sein mit dem Frachtschiffbau in Vegesack. Beim Brüsseler Wettbewerbskommissar Karel van Miert sollte die Deklaration der Bürgschaften als „Schließungsbeihilfen“ beantragt werden. Nur: „Bei uns ist kein Antrag eingegangen“, sagte gestern der van Miert-Sprecher Willi Helin auf Anfrage.

Der Antrag muß von Konkursverwalter Jobst Wellensiek kommen. Welche Chancen der in Brüssel hat, dazu wollte sich Helin lieber nicht allzu dezidiert äußern. „Wir entscheiden das immer von Fall zu Fall. Und ich werde hier nichts ins Blaue hinein sagen.“ Allerdings hatte sich die EU-Kommission im Juli letzten Jahres schon zu dem Fall geäußert. Da hatte das Haupt-Prüfungsverfahren zum Bau der beiden Containerschiffe angestanden. Die Kommission hatte verlauten lassen, daß sie im Falle der Schließung der Werft positiv auf einen Antrag auf Schließungsbeihilfen reagieren werde.

Was allerdings in Vegesack passieren soll, wenn das letzte Containerschiff abgeliefert ist, das steht noch in den Sternen. Weder beim Wirtschaftssenator noch bei den Bürgerschaftsfraktionen von CDU, SPD, Grünen und AfB gibt es auch nur den Funken einer Idee, wie das freiwerdende Vulkan-Gelände nach dem absehbaren Zusammenbruch der Werft genutzt werden könnte. Das ergab eine kleine Umfrage der taz. Zuerst müsse die Entscheidung der EU abgewartet werden, sagte gestern ein Sprecher von Wirtschaftssenator Hartmut Perschau. Zudem sei immer noch unklar, ob die Lürssen-Werft den Vulkan-Marineschiffbau übernehmen werde. Das hinge davon ab, ob die Vegesacker Werft nun im Konsortium für den Bau von drei Fregatten für die Bundesmarine verbleiben könne. Ohnedies: „Wir haben so viel für Bremen Nord gemacht: Die Grohner Kaserne und das alte Lürssen-Gelände. Das arbeiten wir jetzt erst mal ab.“

Unterdessen ist in Bremerhaven Hoffnung aufgekeimt, daß die Schließung des Vulkan die Bremerhavener Werften retten helfen könnte. Jetzt müsse von Brüssel offensiv Hilfe für die Bremerhavener Werften gefordert werden, vorneweg von Wirtschaftssenator Perschau, heißt es in einem Beschluß des SPD-Unterbezirksvorstandes vom Montag. „Die EU hatte strenge Auflagen gemacht“, sagte gestern die UB-Vorsitzende Hilde Adolf. „Und jetzt ist Europa in der Pflicht. Es wird ja weitere Bürgschaftsanträge für die Bremerhavener Werften geben.“ J.G.

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