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Küß die Hand, gnä' Frau, aber nicht zu feste!

■ betr.: „Nachhilfe für grüne Män ner“, taz vom 20.12. 96

Allen Betroffenen seien hiermit aus den Ratschlägen Johannes M. Griens für anspruchsvolle Politiker solche zum Umgang mit Frauen dringend ans Herz gelegt:

Halte immer mindestens drei Schritte Abstand! Vermeide jeden körperlichen Kontakt! Falls solcher unumgänglich erscheint, beschränke dich auf streng ritualisierte Andeutungen, wie etwa den sogenannten Handkuß: Die Geste, richtig ausgeführt, deutet nur an. Die Kunst liegt im Vermeiden jeglicher Berührung. Die Hand des Herrn schwebt unter der der Dame. Mit zurückhaltender Verbeugung nähert der Herr seinen Mund dem Handrücken der Dame. Dabei atmet der Herr beim Einleiten der Geste aus; beim Beenden atmet er ein. Die Dauer der Annäherung wird also von der Atempause bestimmt. Ein leider verbreiteter und als zweideutig mißverständlicher Fehler ist die falsche Atmung, die die Dame auf ihrem Handrücken einen Hauch aus Mund und Nase des Herren spüren läßt. Ebenso ist aber auch jeder direkte Blickkontakt unbedingt zu vermeiden! Da der Herr leider nicht davon ausgehen kann, daß die Dame ihren Blick nach der Regel entweder niederschlägt oder verschleiert, muß er darauf bedacht sein, seinen Blick nicht unter die Stirnhöhe der Dame sinken zu lassen und ihn zugleich nach innen zu kehren und zu verschließen.

Aus gegebenem Anlaß sei dringend davor gewarnt, sich von Forderungen, er möge sich öffnen, aufgeschlossen und umgänglich zeigen usw., aufs Glatteis führen zu lassen. Der Politiker hüte nicht nur seine Zunge, sondern ebenso Hand und Auge! Um Mißverständnissen vorzubeugen: Wenn das auch wie Satire klingen mag, ist es doch bitter ernst gemeint. Michael Pietsch, Rosenhagen

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