Klassische Musik von jetzt an im Paket

■ Veranstaltersextett präsentiert neue Pläne zur Vermarktung von Konzerten

In Bremen gibt die eine oder andere Kulturinitiative auf, weil die Zukunftsperspektiven gleich Null sind. An die Kämpfe, die jetzt anfangen werden, wenn der Finanzsenator wirklich noch einmal 30 Millionen vom Kulturhaushalt streichen wil, mag man gar nicht denken.

Vor diesem Hintergrund nimmt sich die Gründung einer „Klassikinitiative Bremen“ – kurz KIB genannt – wie ein kleines Wunder aus. Aber es handelt sich nicht um ein neues Unternehmen, sondern um die Kooperation etablierter Veranstaltungsreihen zwecks besserer Vermarktung, denn „ein Konzert zweimal machen, das kann's nicht gewesen sein“, so Generalmusikdirektor Günter Neuhold für das Theater und die Philharmonische Gesellschaft.

Außer Neuhold mit von der Partie sind Andreas Schulz von der Glocke Veranstaltungs GmbH, Domkantor Wolfgang Helbich und die Kammer-Sinfonie, Otto Sauter von der Trompetenakademie und Radio Bremen.

Auf den ersten Blick eine seltsam unvereinbare Truppe, dieses Sextett: sie wollen „musikalisch hochkarätiges und breit gefächertes Musikspektrum über die gesamte Saison anbieten“, so der Pressetext. Nanu? Das gibt es doch schon in Bremen. Aber auf den zweiten kann das Anliegen durchaus plausibel vermittelt werden: Alle wollen nichts weiter als größere Durchschlagskraft der eigenen Projekte, ein „Miteinander in schwierigen Zeiten“, so Otto Sauter.

Und es macht durchaus Sinn, wenn Günter Neuhold Anfang Oktober Brahms' erstes Klavierkonzert zur Aufführung bringt, wenn dazu am 3. Oktober Brahms' Requiem aufgeführt wird, wenn am 5. Oktober Peter Schreier in der Glocke einen Brahms-Liederabend gibt und am vierten Oktober die Blechbläser der Tschechischen Philharmonie in der Glocke zu Gast sind.

Es wird erwartet, daß durch die Bündelung die Politiker aktiv werden: „Die neu gegründete Bremen Marketing GmbH soll das Paket verkaufen“, so Andreas Schulz. Und Otto Sauter: „Wenn die Politiker das nicht begreifen, dann ist alles verloren“. Auch zu einer Schallplattenfirma hat man Kontakt geschlossen, die die zweite Sinfonie von Mahler – aus dem Eröffnungskonzert der Glocke – und die Urfassung von Puccinis „Madame Butterfly“ u.a. produzieren wird. Neben dem Brahms-Projekt wird es im Dezember ein Messiaen-Projekt geben.

Auch wenn gemeinsame Vermarktungen noch keine keine Inhalte sind, denkt die kleine Truppe im Augenblick nur inhaltlich: kulturpolitische Einmischung ist nur geplant und Organisation, zum Beispiel über ein Büro, ist zweitrangig: „Wir wollen das Unmögliche möglich machen, und das geht nicht mit einem Büro“ (Günter Neuhold). Sie verstehen sich keineswegs als eine aus guten Gründen verschworene Truppe: „Bei uns kann jeder mitmachen, der sich in dieses Konzept einklinkt. Die Kooperation gilt immer pro Projekt“, so Günter Neuhold. Klingt gut. Da kann man nur hoffen, daß alte Gräben zugeschüttet werden.

Ute Schalz-Laurenze